Metadaten: Sammelhandschrift – Nürnberg, STN, Cent. VII, 81

98 
Dreizehntes Kapitel. 
voll ist?“ fragte sie nicht ohne Befremdung, da sie die Ruhe 
bemerkte, welche der Meister zu bewahren wußte. 
„Auch zu meinem Ohr“, erwiderte Dürer, „ist die Kunde 
von den Unfällen, so das kaiserliche Heer gehabt, gedrungen, 
und ich trauere mit jedem deutschen Mann um solches Unglück; 
doch um Euren Ehegemahl bin ich getrost: es ist ihm kein Leids 
widerfahren.“ 
Frau Crescentia schaute starr zu dem Meister auf, dessen 
Gebaren ihr immer unerklärlicher ward. „Schaut Ihr mit dem 
Auge des Propheten ferne Dinge?“ fragte sie. „Meister Dürer, 
wie möget Ihr so getrost seyn? Siehe, die Angst meiner Seele 
ist so groß, daß ich nicht weiß, wo ich bleiben soll.“ 
Dürer nahm Frau Crescentia bei der Hand und führte sie 
zu einem Sessel, dann nahm er neben ihr Platz und sprach: 
„Es bedarf nicht des Prophetenauges, um zu wissen, daß es 
um Euren Gatten wohl stehet: sein Schweigen ist Zeugnis genug.“ 
Frau Crescentia maß den Meister mit scheuem Blick, er 
wurde ihr noch rätselhafter. „Wie soll ich solche dunkle Rede 
deuten? Habet Erbarmen mit mir und redet also, daß ich es 
verstehe!“ 
Dürer, welcher nur hatte prüfen wollen, ob Pirkheimer 
seinem Weibe etwa beim Abschied denselben Bescheid gegeben 
hätte wie ihm, merkte jetzt, daß das nicht der Fall sei, und 
fragte sich, ob er das ihm Vertraute verraten dürfe. Da er 
nun die Angst der Frau Crescentia sah und gewiß sein konnte, 
daß die Mitteilung eine Trostkraft für sie haben würde, so ent— 
schloß er sich, ihr den Grund seiner Ruhe kundzugeben. „Ihr 
fragt, wohledle Frau, warum das Schweigen Eures Eheherrn 
mir eine Bürgschaft für sein Wohlergehen sei? Siehe, der 
Scheidende sprach zu mir diese Worte: ‚Nur wenn es um mich 
übel stehet, sende ich einen Boten, und zwar an Euch, Albrecht,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.