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Hans Sachs.
Uns Menschen von heutzutage dünkt die „Wittenbergisch
Nachtigal“ nach Form und Inhalt gewiß schon schroff und hart.
Allein für die damaligen Verhältnisse, für die Kampfesart im
Reformationszeitalter ist sie keineswegs exzentrisch zu nennen.
Wenn wir die Streitschriften der Literaten des 16. Jahrhunderts
studieren, so werden wir bei fast allen einen Ton finden, der für unsere
Zeit unerhört ist. Und hierin gaben die Verteidiger der alten Lehre
den Anhängern Luthers nicht viel nach: peccabatur extra et intra.)
Schon dieser Umstand läßt die in Rede stehende Dichtung
Sachsens in milderem Lichte erscheinen. Dann ist ferner zu be—
denken, daß die Vergleichung gefürchteter Gegner mit wilden Tieren
zu damaligen Zeiten gäng und gäbe war?) und oft rein äußerlichen
Dingen entsprang. So wird Hieronymus Emser deshalb mit einem
Bocke verglichen, weil er in seinem Familienwappen einen springenden
Bock führte. Schließlich hält sich Sachs wenigstens fern von persön—
lichen Schimpfereien, und mit harten Ausdrücken, deren er sich be—
dient, beabsichtigt er lediglich, die befürworteten Dogmen bezw.
Nichtdogmen in helleres Licht zu setzen. Sachs kommt es, das er—
sehen wir aus jeder Zeile der „Wittenbergisch Nachtigal“, überall
auf die Sache an, während viele andere seiner schriftstellerischen
Zeitgenossen öfters auch die Person des Gegners in den Schmutz
ziehen, ja zerstampfen wollten.
Was nun die Beweiskraft und den Wahrheitsantritt der
Dichtung aubelangt, so stehen diese auf sehr schwachen Füßen.
Sachs zitiert nur die landläufigen Beschuldigungen gegen die
katholische Kirche, wie ihre Werkheiligkeit, Religuienverehrung, Faul—
) „Leider ist es, Gott erbarms, in deutschen Landen dahin ge—
tommen“, heißt es in der Vorrede einer „Erklärung der Bergpredigt“ vom
Jahre 1608. (S. Janssen, Gesch. des d. V. 5. Bd, S. 405.) Durch das
unaufhörlich schänderische Lästern und Toben der predigenden und schreibenden
sektirischen Prädikanten, so auch unter katholischen Skribenten Schüler und
Nachahmer, wenn auch gleich in allen Schmähreden keine gleichen Meister
gefunden, daß das gemeine Volk beiderseits gierig nach solchen Büchlein
zreift.“ Diesem katholischen Urteil über die Verrohung des literarischen
Tones im 16. Jahrhundert schließt sich folgendes protestantisches überein—
stimmend an: „Sie (die zänkischen Schriften) verderben gute Sitten und
lassen gemeinlich einen Stank hinter sich. Es kann auch ein betrübt Ge—
wissen und angefochten Herz wenig Trost fassen aus solchen Schmähschriften
und Schandbüchern, so hin und her geschrieben werden.“ (Joh. Mathesius
Pfarrer zu Joachimsthal. S. Janssen, a. O. Bd. 5, S. 407.)
2) S. „Ein Lobspruch der Stadt Nürnberg“, in dem auch die städtischen
Gegner des Dichters mit Tiernamen bedacht sind.
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