Nur ein halbes Jahrhundert diente die St, Peterskirche dem
katholischen Kultus. Als die Stadt Nürnberg offen und mutvoll die
Reformation einführte, wurde auch in der St. Peterskirche unter dem
Jamaligen Familienoberhaupt Christoph Tetzel im Jahre 1525 der
avangelische Gottesdienst eingerichtet. Der erste protestantische
*rühprediger war Bernhard Leykauf, der aber als ein „beider
Achselträger“ im Jahre 1538 seines Amtes enthoben wurde. Lange
Zeit wurden in der Kirche keine anderen gottesdienstlichen Hand-
lungen als die wöchentliche Frühpredigt und die Austeilung des
h. Abendmahls an die Insassen des Siechkobels verrichtet. Erst im
Jahre 1767 stiftete Johann Michael v. Pestell eine Kinderlehre,
die zunächst nur im Sommer, seit 1837 auch im Winter stattfand.
Mit dem Wachsen der Gemeinde hielt, wie oben gezeigt, die Ver-
nehrung der Gottesdienste gleichen Schritt.
Die Kirche, auf sehr feuchtem Untergrund gebaut, hat schon
viele Renovierungen erfahren. Besonders schadhaft war sie im Jahre
1879 geworden, indem die Giebelwand grosse Risse und Sprünge
zeigte. Trotz der umfassenden Reparatur, die damals vorgenommen
wurde, ist die Kirche auch gegenwärtig wieder einer grösseren Aus-
besserung dringend bedürftig. Die Abschlusssteine der Strebepfeiler
sind arg zerfressen, die Fenster schliessen nicht mehr und lassen
Wind und Regen herein, der Fussboden ist stark ausgetreten und
vieles andere ist in schlechtem oder unschönen Zustand. Die bei
der ausserordentlich grossen Gemeinde so nötige Erhaltung der Kirche
als zweite gottesdienstliche Versammlungsstätte erfordert ein baldiges
Eingreifen, um weiteren Verfall zu verhüten. Freilich, den stolzen
Namen St. Peterskirche wird sie in Zukunft nimmer führen; sie ist
durch allerhöchste Entschliessung vom Jahre 1898 zur St. Peters-
kapelle degradiert worden.
Kurze Beschreibung.
Gewiss hat schon mancher alte Nürnberger bei seinen Spazier-
gängen vors Thor seine Freude an dem schönen Kirchlein von St.
Peter gehabt, als es noch ziemlich einsam, von wogenden Kornfeldern
umgeben, dort unten im Siechgraben lag. Unser Bild, nach einem
Kupferstich von Delsenbach aus dem Jahre 1716, zeigt uns das
Gotteshaus von Osten her, also von Glaishammer aus gesehen. Wir
bemerken, wie es mit dem Siechkobel gleichsam zusammengewachsen
ist. während die nächsten Häuser weit davon abliegen. Das ist jetzt