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Johannes Bolte,
329, sowie bei Kuhn, Sagen aus Westfalen 1859 2, 223, in denen ein dem Teufel ver-
fallener Geselle vor Ablauf seines Paktes einen grofsen Wind streichen läfst und dem
Teufel gebietet, diesen einzufangen oder einen Knoten darin zu machen; vgl, Corazzini,
I componimenti minori della letteratura populare italiana 1877 p. 442. Jarnik, Ztsch, f, Volks-
kunde 4, 300. Bei Sebillot, Contes populaires de la Haute-Bretagne (1880) ı, 285 heifst
die listige Frau den Teufel einen solchen Wind festbinden. Überhaupt ist es Volksglaube,
dafs man den Teufel dadurch vertreiben kann, dafs man ihm den blofsen Hintern zeigi
(Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube 1869 $ 411. Liebrecht, Germania 31, 207).
Vill. Der teuffel wirfft nach D. Luthern ein dintenfafs. ;
In der tagweifs Barth. Regenbogen.
j
O christenmensch, thu doch verstehen,
Wie der teuffel herum thut gehen,
Brüllet wie ein löw aller ding
Vnd suchet, welchen er verschling,
Veruolget schwer 35
Reich vnd arm, glehrt vnd vngelehrt,
Bey einem jeden er einkehrt
Vnd thut schröcklich rumoren,
Defs seind exempel, weifs ein ider,
An allen orten hin vnd wider,
Doch wil ich eines zeigen an,
Als der hoch erleuchtete man
Martin Luther
Zu Wittenberg gottes wort nein
Schribe vnd war in eim stüblein,
Kam der teuffel mit zoren
30 ‚Ob du mir das aufsleschest doch,
Kan ich es wider schreiben noch‘.
Bald von stundan
Nam der teuffel das fafs zu hand,
Warff es nach Luther an die wand.
Das kan man noch heut finden,
Kund doch den Luther treffen nicht,
Daruon ginge der schwarze man,
Meint, er het es wol aufsgericht.
Io
4.
Doctor Luther thet seiner lachen,
40 Sprach: ‚Du thust mich nicht forchtsam
machen,
Du böser geist, fahr immer hin!
Meinem gott ich gehorsam bin,
Es ist sein wort‘.
Er schribe hinfort immerzu;
Ob er schon hate wenig ru,
Thet es in nicht anfechten.
IS
Vnd klopffet an gar mit begir,
Sein famelus sprach: ‚Es ist der
Teuffel. Mein herr, nun saget mir,
TRhet im der teuffel nicht zusetzen,
So wolt in doch gerne verletzen
Das bapstum. Darum ohne spot,
Wann vnser lehr nicht wer von got,
Dörfft sie hinfort
Nicht leiden manchen anstofs
Von vilen tyrannen gottlofs,
Die sie hart thun durchechten.
20 Sol ich in herein zu euch lassen?
Doctor Luther saget der massen:
‚Wann du in nicht liessest herein,
Künt er doch zu einem löchlein
Herein, Was kan
Er mir schaden? Bey mir ist gott‘.
Der teuffel ging hinein, mit spott |
Nam er das fafs mit dinten, 55 ©O christe, verharre alda
Bey der reinen lehr, wie uns dort
Thet es vber Luthers schrifft giessen. Saget die sechsisch cronica,
Marthin Luther sprach on verdriessen:
Anno ı602 adi %, junii dichts Hans Deisinger.
Aus dem Meistergesangbuche des Hans Müller, Bl, 357b. — Die in V. 57 als
Quelle angeführte ‚Sächsische Chronik‘ habe ich noch nicht ermitteln können, Gleich
der heut verbreiteten Sage, dafs Luther auf der Wartburg nach dem ihm nahenden
Teufel ein Tintenfafs geworfen habe, knüpft Deisingers Erzählung an einen noch an der