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Siebenundzwanzigstes Kapitel.
Ratsbote der Herren von Antwerpen mit zweien Knechten und
schenkte mir von der Herren wegen zwei Kannen Wein, und
diese ließen mir sagen, ich solle hiermit von ihnen verehret sein
und ihren guten Willen haben. Des sagte ich ihnen meinen
unterthänigen Dank und erbot meinen unterthänigen Dienst. Und
da wir nun fröhlich bei einander gesessen und es spät in der
Nacht geworden war, geleiteten sie uns gar ehrenvoll mit Wind—
lichtern heim und baten mich, ich solle ihren guten Willen an—
nehmen und machen, was mir beliebe, dazu wollten sie mir
überall behilflich sein. Also dankte ich ihnen und legte mich
schlafen.“
In Antwerpen gab's nun aber auch so viel zu sehen.
Zuerst war es natürlich die Malerkunst, welche Dürers Interesse
in Anspruch nahm. In Quentin Massis namentlich lernte er
einen Meister kennen, vor welchem er den Hut ziehen mußte.
Ganz sonderliche Augenweide gab es auf dem Zeughaus.
Dort malten auf dem großen Saal die Künstler an ungeheuren
Triumphbogen, durch welche Kaiser Karl am 23. September sei—
nen feierlichen Einzug halten sollte. Vierhundert Bogen, je
vierzig Schuh weit und zwei Stockwerk hoch, sollten auf der
Straße aufgestellt werden — ein Riesenwerk, der höchsten Be—
wunderung würdig.
Daneben aber gab's für Dürer auch Nötigung genug zu
eigner Arbeit. Die vielen, welche sich mit Ehrerweisungen um
ihn drängten, wünschten auch etwas von seiner Hand zum An—
gedenken zu haben, und so mußte er sich hier und da eine stille
Stunde abstehlen, um der Forderung der Dankbarkeit zu ge—
nügen.
Vor allem fühlte er sich zu diesem Dienst gezwungen dem
Manne gegenüber, auf dessen persönliche Bekanntschaft er sich in
ganz besonderm Maß gefreut hatte, Erasmus von Rotterdam,