122 Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke.
Wer schuldlos, dem war's nicht zu heiß
Und ihn auf bloßer Hand nicht brannte,
Wobei seine Unschuld man erkannte.
Drum habe Fleiß und richt' es an,
Daß solch ein Eisen trägt dein Mann;
Schau, daß du ihn dahin kannst bringen.
Die Frau spricht:
Das soll mir bei ihm schon gelingen:
Kann schrein und seufzen voller List,
Wenn's mir auch so um's Herz nicht ist,
Daß er muß thun, was ich nur will.
Die Gevakterin sprich:
So thu' darnach und schweig' sonst still,
Damit du fahest deinen Lappyee
Und ihm aufsetzst die Narrenkappen.
Jetzund geht gleich herein dein Mann,
Ich will weggehn — und du fang' an.
(Die alte Gevatterin geht ab. Die Frau setzt sich und stützt den Kop
in die Hand.)
Der Mann kommt und spricht:
Was sitzst du, Alte, so betrübt?
Die Frau spricht:
Mann, wisse, Grund mir darzu gibt
Eine Anfechtung im Herzen mein,
Von der mich niemand kann befrein,
Mein herzelieber Mann, als du.
Der Mann spricht:
Wenn's an mir liegt, so sag' ich zu
Dir meine Hilf', womit es woll“
Die Srau spricht:
So ich die Wahrheit sagen soll,
So dünkt mich, lieber Mann, von dir,
Du hältst dich nicht gar wohl an mir—
Sondern buhlst mit andern Frauen.