sieunundzwanzigstes Kapitel. Nürnberg über alles. 217
Keunundzwanzigstes Rapitel.
Jürnbera über alles.
Es war Sommer geworden, und Dürer dachte nun, nach—
dem er im Lauf der Zeit dem ersten Ballen noch mehrere an—
dere gen Nürnberg nachgesendet, an die Heimkehr. Er konnte
setzt die weite Reise wagen, da sein körperlicher Zustand sich
wieder gehoben hatte.
Am Peter Paulstag, den 29. Juni, saß er mit seiner
Ehewirtin im Stüblein und machte Rechnungsabschluß. Der Aus—
gaben waren viele, in barem Gelde sowohl als auch in Kunst—
sachen, denn der hochherzige Mann hatte alle erfahrene Wohlthat
reich vergolten und oft über seine Kräfte gegeben. Es kam eine
schöne Summe heraus, wenn er zusammenzählte, was er in der
langen Zeit mit Stift und Pinsel den Leuten zu Dienst gear—
beitet — allein einhundertundfünfzig Personen hatte er mit Stift,
Kohle oder Farben konterfeit; und da nun Frau Agnes nach
dem Ertrag all dieser Müh und Arbeit fragte, lächelte Dürer:
„Für den größten Teil dieser meiner Arbeit ist mir nichts ge—
worden, und wenn ich hoffte, aus dem Niederland einen äußern
Gewinn heimzubringen, so habe ich mich getäuscht. Bin derhal—
ben auch genötigt, hundert Goldgulden zur Heimfahrt zu entleh—
nen, wozu Herr Alexander Imhoff allbereits willig geworden.“
Frau Agnes sah etwas unmutig vor sich hin und er—
widerte: „Hab es mir wohl denken können, daß die Sachen
also laufen würden. Aufs Erwerben und Gewinnen verstehest
du dich einmal nicht, hast viel mehr verschenket als erhalten
und dich bei manchem Kauf übervorteilen lassen. Doch solchen
Verlust wollte ich wohl gern verschmerzen, wenn nur der Wal⸗
fisch nicht gewesen wäre.“