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„5 II. Die Festi
J. Die Festtage 3
„Ständen, bei der welterfahrenen und gebildeten Kaufmannschaft
und nicht minder bei dem tüchtigen Handwerkerstande, dem Kerne
des Volkes.
Hans Sachs aber mit seiner vordringenden Natur, seinem
forschenden Geist verfolgt auf das eifrigste die Entwicklung der
Dinge bis in das Einzelnste. Seine ganze Liebe und Begeisterung
gehören dem kühnen Manne, dessen Wort und That die Welt
erschütterten. Er versenkt sich in die Schriften des Reformators,
er sucht sich Klarheit zu erringen in der Wirrsal der Zeit und
der Tagesmeinung. Und wie er endlich alle Zweifel, die seine
Brust noch erregen konnten, gestillt, wie er geläutert und in
sich erstarkt sich zu einer festen Überzeugung, einem unerschütter—
lichen Standpunkt durchgekämpft hat: da drängt ihn der Genius
zu einem Lied, das laut klingend in alle deutschen Gaue dringt
und überall lauten, begeisterten Wiederhall findet. Im Tone
der alten Wächterlieder hebt es an:
Wacht auf! es nahent gen dem Tag!
Ich hör singen im grünen Hag
Ein wunnigliche Nachtigall,
Ihr Stimm durchklinget Berg und Thal.
Die Nacht neigt sich gen Oceident,
Der Tag geht auf von Orient,
Die rotbrünstige Morgenröt
Her durch die trüben Wolken geht,
Daraus die lichte Sunn thut blicken,
Des Mondes Schein thut sich verdricken
Der ist jetzt worden bleich und finster,
Der vor mit seinem falschen Glinster
Die ganze Herd Schaf hat geblent,
Daß sie sich haben abgewent
Von ihrem Hirten und der Weid
Und haben sie verlassen beid.
So verkündet er den lichten Tag der neuen Lehre, der
in die Wüste des Irrtums scheint, darin sich die Christenheit
verloren und, vom falschen Glanze geblendet, den Feinden
des Evangeliums zum Opfer fällt. Run hat die Nachtigall“