Immer mehr neue Mörder.
gespielt haben. — — Wer weiß, was sich sonst noch innerhalb dieser
mysteriösen, mit Greueln und Unthaten erfüllten Geschichte begeben
hat? Und so () ist es immer denkbar, daß die von dem Gendarmen
beobachtete Scene keineswegs auf mystifizierendem Mutwillen, sondern
auf ächtem Grunde ruht.“
Im Jahre 1836 band ein Schuhmachergeselle in Homburg, dessen
Mutter in Nürnberg wohnte, ihr brieflich das Märchen auf, ein
Kamerad, ein Schlossergeselle (der aber zur kritischen Zeit Nürnberg
gar nicht verlassen hatte), habe ihm mitgeteilt, daß er den Kaspar
Hauser erstochen hätte. Die Mutter machte beim Nürnberger Ma—
gistrat Anzeige, beide Gesellen wurden verhaftet, natürlich aber wieder
fruchtlos.)
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Einen ganz frischen Mörder bescherte das welthistorische Jahr
1848. Levin Schücking, Eberhardts romantischer Dolmetscher (oben
S. 272), erzählte über die Katastrophe zu Ansbach: „Ob Eberhardt
im stillen weiterforschte oder nicht, weiß ich (Schückings Erzähler)
nicht. Aber gewiß ist (), daß es kurze Zeit nach all diesen Vor—
gängen war, als der Mentor Hausers eines Tages in Ansbach durch
wirkliches oder fingiertes Unwohlsein sich gehindert erklärte, seinen
Schützling, wie er pflegte, zur Tafel im Gasthause () zu begleiten.
Hauser ging allein; unterwegs trat ein unbekannter Mensch an ihn
heran und versprach ihm ohne Zweifel Enthüllungen über seine Her—
kunft, wenn er ihm ein Rendezvous in den Stadtanlagen gebe.
Hauser folgte und wurde an einem einsamen Orte ermordet ())
gefunden. Bei der Leichenschau fand sich das Mal auf der rechten
1) Wir werden im nächsten Buche die Drachensaat nach allen Richtungen
hin üppig aufgehen sehen, hier will ich nur noch eine Notiz aus Klübers Papieren
aufheben. „Nürnberg, 18. März 1834. Die Ermordungsgeschichte des unglück—
lichen Kaspar Hauser wird immer verwickelter. Sein wärmster Gönner, der eif⸗
rigste Nachspürer der betrübten finstern Unthat, war bekanntlich . . . .. Feuer—
bach. Wiederholte, wenn auch noch unverbürgte Gerüchte schreiben Feuerbachs
plötzliches Verscheiden in Frankfurt auf einer Badereise beigebrachtem Gifte zu.
(Hann. Zeitung.) Hamburger unpart. Korrespondent vom 24. März 1834.“
Feuerbachs Verscheiden war so wenig „plötzlich“, daß in der Korrespondenz 1833
häufig von seiner Kränklichkeit die Rede ist. Daß aber der orthodoxe Klüber
selbst — Feuerbachs Giftmörder werden sollte, hat er gewiß beim Niederschreiben
dieses Denkzettels nicht geahnt!