Objekt: 1828-1833 (1. Band)

Immer mehr neue Mörder. 
gespielt haben. — — Wer weiß, was sich sonst noch innerhalb dieser 
mysteriösen, mit Greueln und Unthaten erfüllten Geschichte begeben 
hat? Und so () ist es immer denkbar, daß die von dem Gendarmen 
beobachtete Scene keineswegs auf mystifizierendem Mutwillen, sondern 
auf ächtem Grunde ruht.“ 
Im Jahre 1836 band ein Schuhmachergeselle in Homburg, dessen 
Mutter in Nürnberg wohnte, ihr brieflich das Märchen auf, ein 
Kamerad, ein Schlossergeselle (der aber zur kritischen Zeit Nürnberg 
gar nicht verlassen hatte), habe ihm mitgeteilt, daß er den Kaspar 
Hauser erstochen hätte. Die Mutter machte beim Nürnberger Ma— 
gistrat Anzeige, beide Gesellen wurden verhaftet, natürlich aber wieder 
fruchtlos.) 
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Einen ganz frischen Mörder bescherte das welthistorische Jahr 
1848. Levin Schücking, Eberhardts romantischer Dolmetscher (oben 
S. 272), erzählte über die Katastrophe zu Ansbach: „Ob Eberhardt 
im stillen weiterforschte oder nicht, weiß ich (Schückings Erzähler) 
nicht. Aber gewiß ist (), daß es kurze Zeit nach all diesen Vor— 
gängen war, als der Mentor Hausers eines Tages in Ansbach durch 
wirkliches oder fingiertes Unwohlsein sich gehindert erklärte, seinen 
Schützling, wie er pflegte, zur Tafel im Gasthause () zu begleiten. 
Hauser ging allein; unterwegs trat ein unbekannter Mensch an ihn 
heran und versprach ihm ohne Zweifel Enthüllungen über seine Her— 
kunft, wenn er ihm ein Rendezvous in den Stadtanlagen gebe. 
Hauser folgte und wurde an einem einsamen Orte ermordet ()) 
gefunden. Bei der Leichenschau fand sich das Mal auf der rechten 
1) Wir werden im nächsten Buche die Drachensaat nach allen Richtungen 
hin üppig aufgehen sehen, hier will ich nur noch eine Notiz aus Klübers Papieren 
aufheben. „Nürnberg, 18. März 1834. Die Ermordungsgeschichte des unglück— 
lichen Kaspar Hauser wird immer verwickelter. Sein wärmster Gönner, der eif⸗ 
rigste Nachspürer der betrübten finstern Unthat, war bekanntlich . . . .. Feuer— 
bach. Wiederholte, wenn auch noch unverbürgte Gerüchte schreiben Feuerbachs 
plötzliches Verscheiden in Frankfurt auf einer Badereise beigebrachtem Gifte zu. 
(Hann. Zeitung.) Hamburger unpart. Korrespondent vom 24. März 1834.“ 
Feuerbachs Verscheiden war so wenig „plötzlich“, daß in der Korrespondenz 1833 
häufig von seiner Kränklichkeit die Rede ist. Daß aber der orthodoxe Klüber 
selbst — Feuerbachs Giftmörder werden sollte, hat er gewiß beim Niederschreiben 
dieses Denkzettels nicht geahnt!
	        
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