unter dem ersten Wittelsbacher der Zweibrücken-Birkenfelder
Linie, der erst französischer Oberst, dann ein länderloser
Flüchtling gewesen war, in Kriegsstürmen im Zusammenbruch
einer alten Welt aus dem einstigen Kurfürstentum Bayern ein
weitgedehntes, äufserlich wie innerlich in mannigfacher Weise
bereichertes, mit den Wohlthaten der Gewissensfreiheit und
bald auch einer Verfassung begabtes und in sich gefestigtes
Königreich Bayern erstand — mit Luitpold blicken wir
hinaus auf das grofse letzte Menschenalter des 19. Jahrhun-
derts, da Bayern, nachdem es unter den Regierungen von
Luitpolds Vater, Bruder und Neffen mit immer reicherem
Kulturleben erfüllt worden, zuletzt in Schlachtenwettern, im
Zusammenbruch einer alten Ordnung der Dinge und im Em-
porsteigen einer neuen zu einem Glied des machtvollen
deutschen Reiches ward und nun, als zweitgröfster Bundes-
staat von hoher Geltung, seinem Herrscher die grofse und
schöne Aufgabe stellt, gleichzeitig das ganze Recht des bay-
rischen Eigenlebens zu wahren und in unverbrüchlicher Bun-
destreue an der Erhaltung und Befestigung der nationalen
Einheit und Gröfse mitzuwirken.
Selbst eines einfachen Mannes Leben würde gehaltvoll
erscheinen, wenn er auch nur ein verständnisvoller Zuschauer
dieser ganzen welthistorischen Entwicklung gewesen wäre.
Luitpold stand aber nicht nur als Mitglied des Königlichen
Hauses an sich den Ereignissen näher als Tausende, er stand
jahrzehntelang mitten in ihnen, um sich schliefslich am Abende
eines erfahrungsreichen Lebens in entscheidungsvollster Zeit
durch providentielle Fügung zur thatsächlichen Leitung der Ge-
schicke Bayerns berufen zu sehen. So erscheint uns sein Leben
geschichtlich bedeutend und bei aller Gegenwärtigkeit,
obwohl wir es bei der wunderbaren Rüstigkeit des erlauchten
Fürsten Tag für Tag in voller Kraft pulsieren und in immer
neuer That sich bewähren sehen, insoferne wir unseren Stand-
punkt als Rückschauende an der Schwelle des neuen Jahr-
hunderts nehmen, als Bestandteil der Geschichte. Die gegen-
wärtige und doch geschichtliche und, was mehr ist, zugleich
vorbildliche Persönlichkeit des Prinzregenten an einem
Markstein ihrer grofsen und segensreichen Laufbahn im Bilde
anzuschauen, stellt sich als eine schöne vaterländische Pflicht