Objekt: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

— 446 — 
lung angedeihen, die erst allmählich einer toleranteren Auffassung zu 
weichen begann. Die von dem Pfarrer Andreas Würfel um die Mitte 
des vorigen Jahrhunderts verfaßten sonst recht brauchbaren Werke über 
die Nürnberger und die Fürther Judengemeinde sind noch voll von 
Schmähungen und unbegründeten, zum Teil ganz abergläubischen Vor— 
stellungen über die Sitten und Gebräuche der Juden. Länger als an 
anderen Orten Deutschlands hat sich diese den Juden feindliche Tra— 
dition in Nürnberg erhalten. 
Erst am 18. Oktober 1800 wurde aus dem schimpflichen Juden— 
leibzolle) ein im Wesen freilich nicht verschiedenes Passier- oder Ein— 
trittsgeld verwandelt; Damals wurde auch das lebendige Geleit abge⸗ 
schafft. Der Nachtaufenthalt sollte gegen Entrichtung einer besonderen 
Gebühr gestattet sein. Der feste Wohnsitz aber blieb den Juden ver—⸗ 
sagt, noch 50 Jahre lang (bis 1850). 
Nach dieser letzten längeren Abschweifung über die Juden kehren 
wir wieder zu unserer fortlaufenden Geschichte zurück. Unter der 
Regierung Maximilians J. wurde eifriger denn je daran gearbeitet, 
eine wirkliche Reform des politisch ganz zerfallenen deutschen Reiches 
zu Stande zu bringen. Zu diesem Zwecke waren namentlich durch die 
Bemühungen des Erzbischofs Berthold von Mainz im Jahre 1495 
auf dem berühmten Wormser Reichstage verschiedene Institutionen ge— 
schaffen worden, der „gemeine Pfennig“, eine allgemeine Reichs-Ver— 
mögenssteuer, die im Jahre 1497 wirklich in Nürnberg erhoben wurde, **) 
das bereits erwähnte Reichskammergericht, der ewige Landfriede. An 
Stelle der damals beschlossenen jährlichen Versammlungen sämtlicher 
Reichsstände zur „Handhabung“ dieser Bestimmungen wurde dann im 
Sommer des Jahres 1500 auf einem Augsburger Reichstag eine kleinere 
Körperschaft zur Vertretung der Reichsinteressen eingesetzt, zu der der 
König selbst die Anregung gegeben hatte, die aber dann ganz entgegen 
seinen Wünschen, von den Fürsten immer größere Machtbefugnisse 
eingeräumt erhielt. Dennoch erteilte er seine Zustimmung und Nürn— 
berg wurde dazu ausersehen, als Stätte dieses zunächst für sechs 
Jahre geplanten Reichsregiments zu dienen, das sich für gewöhnlich 
aus 20 Mitgliedern, „Regenten,“ darunter zwei Vertretern der Städte *xx) 
zusammensetzte, in außerordentlichen Fällen aber durch die persönliche 
Anwesenheit der 6 Kurfürsten (die böhmische Kurstimme ruhte damals) 
und 12 anderer Fürsten verstärkt werden sollte. Dem „Nürnberger 
Reichsregiment“ war thatsächlich die oberste Gewalt in allen Reichs— 
Barbeck, Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth, S. 71 f. 
**) Städtechroniken XI, S. 592. 
**x) Im ganzen erhielten 8Städte, darunter auch Nürnberg, das Repräsentations⸗ 
recht beim Reichsregiment.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.