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brauchte. Er war ein treuer Anbänger und eifriger
örderer der neuen Lebre, die in ihm nebst Luther
ihren bedeutendsssten Vertheidiger fand. Das intime
reundschaftsverhältnis z2wischen dem Dichter und
dem Formschneider, wie Buchdrucker Hans Gulden-
mundt, das ich schon früher (Abschnitt V.) angedeutet
habe, findet durch eine Publication religiõsen Inhaltes
ihre volle Bekräftigung, durch das vielfach bekannte
Büchlein: „Eyn wunderliche Weyssagung, von dem
Babstumb, eêete. Mit gutter verstendtlicher ausslegung,
durch gelerte leut, welche Hans Sachs yn teutsche
Reymen gefasst, und darzu gesetzt hat gen MDxxvij
Jar“, zu welchem der Prediger Ossiander eine Vor—
rede schrieb, der Formschneider Guldenmundt aber
Jie Bilder und den Druck besorgte. Das Schicksal
des Buches ist bekannt: Ossiander erhielt eine Ver—
veisung vom Stadtrathe, unser Dichter die ernstliche
Mahnung, dass er künftis „des Handwerkes und
Schuhmachens warte, sieh auch-enthalte, einis Büch-
lein oder Reimen hinfüro ausgehen zu lassen“; Gul-
denmundt aber musste alle vorräthigen Exemplare und
die Holzstöcke auf das Rathhaus abliefern. Das Schick-
sSal einer solchen Confiscation, die sieh sogar auf die
Pormen ausdehnte, traf Guldenmundt übrigens noch
zfter, so, wie ich bereits (S. 30) mitteilte, wegen eines
Bildes der Wiener Türkenbelagerung und dann später
wegen einiger Werke Dürer's, die er widerrechtlich
aachgeschnitten hatte. So hart nun das Schicksal des
gemeinsamen Unternemens auch war, weder den
Dichter noch den Illustrator vermochte es einzuschüch-
tern. auch an dem FPreundschaftsverhältuis vermochte