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OII. Die Festtage 8—
„Stolz auf ihre Freiheit, wachten die Bürger ängstlich
über die Sicherheit ihrer Stadt und ihres Gebietes wie über
ihre verbrieften Rechte und erworbenen Privilegien.
Reiche Patrizierfamilien, mit patriotischem Geist erfüllt
und trefflich ausgebildet, gaben der Stadt Führer, welche die
politischen Angelegenheiten mit Klugheit und Umsicht leiteten.
Ein Wilibald Pirkheimer, ebenso bedeutend als Staatsmann
wie als Gelehrter, kann für alle Zeiten als ein Musterbild deutscher
Bürgeraristokratie gelten. Meister Adam Krafft arbeitete 1500
für die Lorenzkirche an seinem weltberühmten Sakramentshäuschen.
Peter Vischer und seine Söhne, die Fürsten und Kunstverständige
in der Gießhütte nicht zu besuchen versäumten, schuf in dreizehn—
jähriger Arbeit das größte Heiligtum vaterländischer Kunst,
das Sebaldusgrab. Einer der größten Künstler aller Zeiten,
Albrecht Dürer, zauberte die Gestalten des Lebens auf das Bild
und erhob sich durch seine universelle Veranlagung und unerreich—
baren Gedankenflug zur höchsten Höhe menschlichen Könnens.
Das waren deutsche Männer, bei denen sich ernste Arbeit
und Arbeitskraft mit hohem Kunstsinn verbanden, deren glaubens⸗
inniges Gemüt, in Andacht zum Göttlichen aufschauend, ihren
Kunstgebilden die tief empfundene Sehnsucht, die stumme An—
betung ihres Herzens als Seele einhauchte. Auch auf dem
Gebiete der Poesie treffen wir namhafte Erscheinungen an: in
Nürnberg dichtete Hans Rosenblüt, Hans Foltz, Melchior
Pfinzing; aber keiner steht im Hinblick auf den Grundcharakter
dieser künstlerischen Schöpfungen jenen frommen Meistern näher
als Hans Sachs, dessen schlichter, gottesfürchtiger Sinn auch
bei allen Dichtungen die Verherrlichung Gottes als höchstes
Ziel erstrebte.
Die äußeren Lebensschicksale des Hans Sachs bieten in
Ubereinstimmung mit seinem ruhigen, von gewaltigen Leiden⸗
schaften nicht aufgeregten Innerern nichts Außergewöhnliches
dar; in dem geebneten, von Sitte und Beruf eingedämmten
Bette verlief der ruhige Strom seines bürgerlichen Lebens.“