Metadaten: Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694)

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kennen, ich glaub' ihn? Wer empfinden und sich 
unterwinden zu sagen: Ich glaub' ihn nicht?“ 
Wer es demnach wagt, die christliche Religion 
dichterisch lobpreisend zu verkuͤnden, muß einen 
Mut besitzen ohnegleichen, angeregt durch innere 
Begeisterung der hoͤchsten Art, allein darauf ge— 
richtet, eben diese Begeisterung auch bei anderen 
zu entfachen. Ist diese uͤberzeugung nicht fest 
und unumstoͤßlich im Innern begruͤndet, fehlt 
also das wichtigste und zugleich erhabenste Kriterium i0 
der religiosen Dichtung, die Wahrheit, so wird 
das hehre Ziel nicht nur nicht erreicht, sondern 
geradezu in unerreichbare Serne geruͤckt. Der 
Dichter verfaͤllt in den Ton nachempfindender 
Abgeschmacktheit oder weinerlicher Predigt. Er is 
konstruiert sich gedankenvoll ein unnatuͤrliches, 
moͤglichst philosophisches Gebilde von einem hoͤchsten 
Wesen und glorifiziert dasselbe mit inhaltlosem 
Wortgepraͤnge. Gerade da jener Mut der Wahr—⸗ 
heit, die Offenbarung des gesamten Denkens und ⸗⸗ 
Fduͤhlens, im Hinblick auf die Verehrung der Gott— 
heit, so selten in freiem Schwunge sich zu zeigen 
wagt, gerade darum besitzen wir so wenig echt 
religioͤse Dichter. Nur dem kindlichen Gemuͤt, 
das unbekuͤmmert um die Enttaͤuschungen der 28 
Welt in beschaulicher Andacht Wohlgefallen findet, 
das weder in der Wesen Tiefen trachtet, noch 
oberflaͤchlich dahintraͤumt, ist er zu eigen. Ihm
	        
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