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kennen, ich glaub' ihn? Wer empfinden und sich
unterwinden zu sagen: Ich glaub' ihn nicht?“
Wer es demnach wagt, die christliche Religion
dichterisch lobpreisend zu verkuͤnden, muß einen
Mut besitzen ohnegleichen, angeregt durch innere
Begeisterung der hoͤchsten Art, allein darauf ge—
richtet, eben diese Begeisterung auch bei anderen
zu entfachen. Ist diese uͤberzeugung nicht fest
und unumstoͤßlich im Innern begruͤndet, fehlt
also das wichtigste und zugleich erhabenste Kriterium i0
der religiosen Dichtung, die Wahrheit, so wird
das hehre Ziel nicht nur nicht erreicht, sondern
geradezu in unerreichbare Serne geruͤckt. Der
Dichter verfaͤllt in den Ton nachempfindender
Abgeschmacktheit oder weinerlicher Predigt. Er is
konstruiert sich gedankenvoll ein unnatuͤrliches,
moͤglichst philosophisches Gebilde von einem hoͤchsten
Wesen und glorifiziert dasselbe mit inhaltlosem
Wortgepraͤnge. Gerade da jener Mut der Wahr—⸗
heit, die Offenbarung des gesamten Denkens und ⸗⸗
Fduͤhlens, im Hinblick auf die Verehrung der Gott—
heit, so selten in freiem Schwunge sich zu zeigen
wagt, gerade darum besitzen wir so wenig echt
religioͤse Dichter. Nur dem kindlichen Gemuͤt,
das unbekuͤmmert um die Enttaͤuschungen der 28
Welt in beschaulicher Andacht Wohlgefallen findet,
das weder in der Wesen Tiefen trachtet, noch
oberflaͤchlich dahintraͤumt, ist er zu eigen. Ihm