Der Autor jenes Werkes ist wahrscheinlich gar nie in
Nürnberg gewesen, und während er sich ausführlich über die
Entstehung und älteste Geschichte der Stadt verbreitet, und
nicht ohne Leidenschaft, oft in derber Sprache, vorkommende
Irrthümer rügt, hat er das, was er mit eigenen Augen
hätte sehen können, selbst irrthümlich berichtet.
Es ist immerhin auffallend, daß sich erst gegen Ende des
fünfzehnten Jahrhunderts ein Geschichtschreiber für die Stadt
Nürnberg gefunden hat, und auch dieser mußte erst aufge—
fordert werden, das Werk zu unternehmen.
Sigmund Meisterlin, zuerst Benediktiner-Mönch zu St.
Ulrich und Afra in Augsburg, war später Prediger bei St.
Sebald in Nürnberg und endlich Pfarrer in Gründlach
geworden, wo er im Jahre 1484 noch lebte. Er hatte eine
Chronik der Stadt Augsburg geschrieben und dieser Umstand
mag wohl die beiden Losunger Ruprecht Haller und Nicolaus
Groß bestimmt haben, ihn auch als Geschichtsschreiber Nürn—
bergs auftreten zu lassen. Er schrieb im Auftrage derselben im
Jahre 1480 eine Chronik dieser Stadt in lateinischer Sprache;
sie ist aber später, vermuthlich im XVI. Jahrhundert, auch
ins Deutsche übertragen worden.
Die Wahl dieses Mannes war keine glückliche zu nennen.
Meisterlin ist durchaus kein kritischer Historiker gewesen, er
hatte die Fehler und Mängel seiner Zeit, wollte oder konnte
das Wahre vom Falschen und Fabelhaften nicht unterschei—
den, und wenn ihm auch natürlich daraus kein Vorwurf er⸗
wachsen kann, daß er die Stadt, in deren Auftrage er schrieb,
erhoben und gelobt habe, so durfte dies doch nicht auf Ko—
sten der historischen Wahrheit geschehen. Freilich will er das,
was er aufgeschrieben, in den Bibliotheken vieler Klöster in
Schwaben, Bayern und Franken gefunden haben diese seine
Quellen aber sind nicht minder unrichtig, und er wird daher
immer nur mit Vorsicht zu gebrauchen sein.
Sigmund Meisterlin ist also mithin der älteste Chronist