Volltext: Schembartbuch – Nürnberg, STN, Nor. K. 551

an der Außenseite der Weste und am Rock keine Spuren 
sichtbar waren. Dagegen liegt bei dem nun folgenden 
Chemisett der Schnitt bereits in einem großen Blutflecken; 
die Ränder sind in dem feinen Stoff scharf und knapp, die 
Richtung wie bei der Hose nach der Körpermitte ab- 
fallend, das (vom Beschauer aus gesehen) linke Ende da- 
gegen in eigentümlicher Weise etwas aufwärts gebogen. 
Schließlich die Stichmarke im Hemd, wieder wagrecht, 
ziemlich breit ausgerissen, wohl infolge des gröberen 
Stoffes. Der Bluterguß ist hier sehr erheblich. 
Sitzen die verschiedenen Stichmarken richtig unter- 
einander? In manchen Fällen, wo die Leiche eines Ge- 
töteten nicht mehr zur Verfügung steht, tut man gut, durch 
Anlegung der äußeren Hülle gewissermaßen in seine körper- 
liche Erscheinung hineinzuschlüpfen. Ich habe mir deshalb 
Kaspars ganze Kleidung, die er am 14. Dezember 1833 
trug, vom Hemd bis auf den Rock mit der gebotenen 
Vorsicht angezogen; trotzdem sie mir am Oberkörper gar 
nicht paßte, war die Übereinstimmung der Dolchschnitte 
doch augenscheinlich *). 
Auch die Frage, wie ein so hoch angesetzter Stoß das 
Beinkleid durchbohren konnte, und zwar in einem schrägen 
Winkel, hat damit ihre Lösung gefunden. Nach der Sitte 
der Zeit trug nämlich Kaspar Hosen mit Stegen. Diese 
sind zwar nicht mehr da, aber je vier für sie bestimmte 
Knöpfe unten an der Innenseite des Beinkleides beweisen 
ihr früheres Vorhandensein. Wer vor dem Krieg bei einer 
berittenen Truppe gedient hat, erinnert sich, daß solche 
©) Wir wissen leider von Hausers Körperbau herzlich wenig, mit 
Ausnahme zweier authentischer Größenmessungen. Die Beschrei- 
bungen der Zeitgenossen bewegen sich in allgemeinen Wendungen, 
auch das Sektionsprotokoll ist recht unergiebig. Das Anlegen seiner 
Kleidung hat mich zu allerlei neuen Schlußfolgerungen geführt, die 
ich mir für eine ausführlichere Darstellung aufspare. 
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