Metadaten: Mein Kriegs-Tagebuch vom 29. Juli bis 1. September 1870

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einen näheren mir unbekannten BVizinalwvegq benüßend, fHon Tängft am 
Plaße war. 
Die Straße war mit Wagen : Kolounen aller Art belebt und da ich mit 
meinem Fuhrwerk nicht fehr fHnell vorwärts Konnte, jo mußte ih oft diefelben 
an mir vorübergehen affen, wodurd id) viele Cinbuße an Zeit erlitt, und erft 
Nacht 12 Uhr nad Saar: Union kam. 
13. Anguft. 
Zufällig Hatte ein SGafthHauS nod) geöffnet und theils durdH Hunger und 
Durft getrieben , theils um Auffhluß über Weg und Entfernung zu erhalten, 
ging ih hinein. Außer mijerablenm Kaffee war nicdht3 zu erlangen und mit 
ziemlich unbefriedigten. Magen verließ ih das von Soldaten aller Waffen: 
gattungen vollgepfropfite Stähthen. Wir mochten eine halbe Stunde zurüd: 
gelegt haben, als wir endlich, auf Menjdhen {tießen und zwar auf die Veglei: 
tung unfjeres LebenZmittel-VBorraths-Wagens, dem ein Rad gebrochen, modurd 
derfelbe weder vor noch rückmärts Konnte und überdies noch die Straße jperrte, 
Wir hHicten zurüß nad) Saar-Union und bald kamen preußijde Soldaten zu 
Hilfe, um den Schaden auszubeffern; doch Hatte dies mindeltens eine volle 
Stunde in Anfprucdh genommen, 
Früh drei Uhr erreichten wir die erften Häufer von Burbach, in dem das 
i. und 2. Bataillon des 14. Regiments und das 15. Regiment Fantonnirte ; 
um 3,4 Uhr fand ih endiid mein Quartier und derzehrte zunäcft die auf 
dem Tijhe liegen gebliebenen Broken des Höchft frugalen Abendmahl meiner 
Kameraden, und als id) mich gbenfall® hinlegen wollte, um etwas Schlafes 
theilhaftig zu werden, erging fhon wieder Tagreveille, Marfdbereitfhaft und 
Seneralmarfh, Kurz aufeinander folgend, jo daß id) in die eben ausgezogenen 
Stiefel fofort wieder Hineinfhlüpfen mußte um rechtzeitig auf den Alarmplas 
zu gelangen. 
Bon Burbady marfchirten wir zunächft auf Die füdmwärts abfithrende 
Straße nah Saarburg, gingen jedod) bei FeneStrange weftlid durg MittesSheim 
und Loudrefing und bivouakirten zwifdhen Lebterem Orte und Cutting. 
Diejer Mari) war mir der anftrengendfte aller bis hieher gehab- 
ten, mobei HauptjächlihH das Langweilige der Gegend, fowie die zwar 
äußerit gut gebauten, aber dur ihre fOnurgerade Einförmigkeit ermüz 
denden Straßen viel beitrugen. Anferdem Hatte ih weder am vorigen 
Abend, nodj diefen Morgen etwas Ordentlidhes genofjen, Wein: und Brod- 
vorrath waren wieder einmal glei Null, jo daß ih recht gut eine „Bafjer: 
manıu"lde Sejtalt“ hätte abgeben Fönnen. Mein Hauptmann fohien mir meine 
innere Leere anzufehen, denn zu verfhiedenen Malen ließ er fein Faktohum mit 
der gefüllten Flafhe zu mir wandern, mir deren ganzen Inhalt zur Ber: 
Higung ftellend. . Die Hie und der unerträglide Staub waren die Veran: 
“aftung , daß Heute mandjer Marfhkranke zurücdgelafjen merden mußte, doch 
samen [olde gewöhnlich am Abend wieder zum Bataillon, 
Als mir endlidH am Plage maren, fchickte ih zuallererft meinen Bedienten 
fort, um irgend etwas aufzutreiben; bald kam er zurüd und meldete verftört, 
daß don den dummen Leuten Feiner mehr deutfch verftehe und diejelben darauf 
[08 mwelfdhten, morau3Z fein Menfh Hug werden Könne. - 
<Vebt waren wir alfo an dem Plabe angekommen, bis wohin die deutiche 
Zunge reidhte; man fonnte daher feine Sprachkenntinijfe nicht mehr, mie bis: 
ber, {hHonen.
	        
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