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daraus zu entnehmen, daß als im Jahre 1453 ein umherziehender
Franziskanermönch mehrere Tage hindurch vor der Sebalduskirche
derbe Strafpredigten hielt, die zerknirschten Nürnberger 3640 Brett⸗
spiele, 40000 Würfel und einen ganzen Berg von Kartenspielen
zusammenbrachten und gewiß nicht zum Kummer der Karten—
macher in Feuer aufgehen ließen.*) Die Gewerbthäͤtigkeit und
die Umnverdrossenheit, mit welcher die Nuͤrnberger überall bei der
Hand waren, wo sich eine Aussicht zum Absatze eroöͤffnete, war
die erste Grundlage ihres umfassenden, den Verkehr aller Binnen—
staäͤdte uͤbertreffenden Handels. Dieser, durch Kaiserliche Privi—
legien wirksam unterstützt, gestaltete sich bald zum lebhaften
Zwischenhandel und nahm einen hohen Aufschwung, als die
Nuͤrnberger und Augsburger im Anfange des 14. Jahrhunderts
den Weg nach Venedig über Füßen durch Tyrol gefunden hatten
und der bis dahin die Donau hinaufgehende Gewürzhandel sich
uͤber die Alpen eine neue Bahn machte. Die Ebner und Behaim
in Nürnberg gehoͤren zu den ersten mit Venedig in Handelsver—
bindung stehenden deutschen Häusern. Nürnberg und Augsburg
betrieben nunmehr den ganzen Umsatz zwischen Süden und Nor—
den, Osten und Westen und bildeten dadurch den Mittelpunkt
des europäischen Landhandels. Aus dem südlichen Bayern be—
zogen die Nuͤrnberger als Ruͤckfracht für ihre eigenen Waaren
besonders Salz und andere Lebensmittel, aus Venedig und Genua
Seidenstoffe, Gewürze, Saffran, Weihrauch, welche sie nebst den
Erzeugnissen ihrer eigenen Industrie nach dem noͤrdlichen Deutsch—
land, nach Böhmen, Schlesien, Polen und Preußen, Oesterreich
und Ungarn, am meisten aber nach den Niederlanden absetzten;
zu den vorzuͤglichsten Einkäufen daselbst gehörten dann wieder
englische und niederländische Tuche, Lederarbeit, Pelzwerk, Schlacht—
vieh, Heringe, Fischbein, Nutzholz, Harz und Oel, Kupfer und
Stahl. Allenthalben, besonders in der Schweiz, dem südlichen
Frankreich und den Niederlanden genossen die Nuͤrnberger große
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*) Joannes ab Indig. S. 617.