Volltext: Sammelhandschrift – Nürnberg, STN, Cent. VI, 43h

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Belieben that, wovon die Koften gededt wurden. 
Dat fih die Kirdhe gefüllt, geht das „Freifingen“ 
an. Seder, auch der Fremde, darf fih hier hören 
(afjen, ohne indes den Preis erringen zu Fönnen. Wer 
üngen will, betritt zÜücdhtig den Singftuhl und zieht 
jeinen Out oder fein Barett ab. Darauf fingen die 
Meijter ein Lied, doch fo, daß einer vorfingt und alle 
dann mit einftimmen. Endlich beginnt das Gauptfingen. 
Dierbei wird nur die heilige Schrift zu Grunde gelegt, 
und muß der Singer vorher das Kapitel nambhaft 
machen. Yeder muß fi befleißigen in gutem Deut/h, 
deutlich, Langfam und befcheiden zu fingen. Hat der 
Singer den Singftuhl beftiegen, Jo ruft nach einer Weile 
ber erfte Merker: „Fanget an!“ Sit ein Gefäß beendet, 
hält er ein, und der Merker ruft wieder: „Fahret 
Fort! Nach beendetem Sefang verläßt der Singer den 
Singituhl und macht einem andern Pla. Die Merker 
haben mittlerweile genau in der Bibel nadhgelefen und 
»%e Silben an den Fingern abgezählt. „Slatt“ ward 
gefungen, wenn im Singen nichts zu tadeln war. Wer 
zinen Ton erfand, mußte ihn dreimal vorfingen. War 
er gut, jo wurde er in das verordnete Mieifter-Singer: 
Buch einge[Orieben, mit Jahr, Monatstag und Namen 
des Dichters. 
Während des Singens in der Kirdhe Laufcht alles 
andbädtig. Nady dem Singen treten die Merker zur 
Beratung zujammen. Haben zwei Singer gleich gut 
und Feiner mehr Silben als der andere „verfungen“, 
Io müjffen beide um den Preis gleidhen.“ Der, welcher 
am Dbeften gefungen hat, der „Überfinger“, erhält die 
Kette. Diefelbe war in Nürnberg aus Silber gearbeitet 
und enthielt bie NMamen derer, weldhe fie hatten an: 
fertigen laffen. Da die Kette JHwer war, verlieh man 
au) eine feidene Schnur, an der drei aroße uND ver:
	        
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