linge. — Das Vereinslokal befand sich jetzt in der Wirtschaft „ßum Geier“,
am Geiersberg.
1878.
Am 21. und 22. April fand in RVürnberg der erste bagerische Gautag
statt, der sich lediglich mit inneren Gauangelegenheiten zu befassen hatte.
Die Errichtung einer Gausterbekasse wurde abgelehnt. — Am 190. Juni
teilte Kollege Friedrich Link dem Aagistrat mit, daß der gewerbliche
Verein Tuypographia beabsichtige, am Sonntag, 23. Juni, von nachmittags
1 Uhr ab, im „Contumazgarten“ eine Johannisfeier, bestehend aus Konzert,
Festrede und Feuerwerk, abzuhalten. „Die Festrede ist ihrem Inhalt nach
rein gewerblicher Natur“ und „wird keinerlei politische Anspielungen ent—
halten“. Die Genehmigung wurde unter diesen Bedingungen erteilt. —
Eine allgemeine Buchdrucker-Versammlung am 27. Juli nahm folgende
Resolution an:
Die heutige allgemeine Buchdruckerversammlung protestiert gegen jede ein—
seitige oder willkürliche Aufhebung resp. Reduzierung des Tarifs, da nach keiner
Seite hin ein eine solche Maßregel rechtfertigender Grund vorliegt, und betrachtet
es als heiligste Pflicht jedes Nürnberger Kollegen, an den bisherigen Bestimm-
ungen des Tarifs festzuhalten und keine Separatabmachungen zu treffen, so lange
nicht durch die am 2. August zusammentretende Tarifrevision etwaige Aenderungen
vereinbart werden.
Die Tarifverhandlungen vom 2.-5. August brachten für die Gehilfen
eine abermalige Verschlechterung: Minimum war bisher M 19.50; Neu⸗
ausgelernte, die nur 4 Jahre gelernt hatten, konnten im ersten Gehilfen—
sahre nach Vereinbarung entlohnt werden. In Städten unter 10,000 Ein—
vohnern war es gestattet, das Minimum auf Al 18.— herabzusetzen.
Seringere Entschädigung der Ueberstunden, der Sonn- und Feiertagsarbeit.
Die Lokalzuschläge wurden rückwärts revidiert u. a. in Nürnberg von 15
auf so0 Prozent. Wirtschaftliche Stockungen und infolgedessen starke
Arbeitslosigkeit ließen es nicht zu, diesen Verschlechterungen der Lohn- und
Arbeitsverhältnisse größeren Widerstand entgegenzusetzen. In der Bieling-
schen Druckerei (Dietz) kündigte das Personal am 12. Oktober, weil
Herr Dietz den 15prozentigen Lokalzuschlag auf 10 Prozent herabsetzte.
Herrn Dietz schlossen sich die Firmen U. E. Sebald, Jegel und J. L. Stich an,
die gar nur 814 Prozent Lokalzuschlag zahlen wollten, wie er damals in
Müunchen üblich war. Die ganze Bewegung verlief im Sande, da die
Kollegen infolge der Einigkeit der Prinzipale die Kündigungen rückgängig
machten, trotzdem ihnen ausreichende Unterstützung vom Verbande zuge—
sichert worden war. 6 Kollegen blieben als gemaßregelt arbeitslos. — Die
Versammlung vom 26. Obktober wurde erstmalig polizeilich überwacht vom
Polizeioffizianten Winkler.
Das Ausnahmegesetz gegen die Sozialdemostratie vom 2). Obktober
1878 brachte auch für den Verband eine unerquickliche Situation, da diesem
Sesetze nicht nur die sozialdemokratischen Organisationen und Seitungen,
sondern auch fast alle gewerkschaftlichen Verbände und Einrichtungen zum
Opfer fielen. Trotzdem sich der Verband weder aktiv noch passiv an der
politischen Bewegung beteiligt hatte, wurde er doch als eine staatsgefähr—
liche Organisation denunziert. Um allen Schwierigkeiten von vornherein zu
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