fullscreen: Zu Nürnberg

—9* 
224 
Auch in Heinrich war die Liebe für sein treues altes 
Mütterchen wieder mächtig emporgeflammt. Alle Schmerzen und 
Sorgen schwanden, ein wohlthuendes Gefühl des Geborgenseins 
überkam ihn, als er, sein Haupt in ihren Schoß gebettet, ihre 
zärtlich liebbosende Hand fühlte. 
Nun regte sich der Kranke. Mutter Lisbeth hatte sich noch 
nicht erhoben, als er schon mit schwacher Stimme fragte: „Ist 
er da? Oder hat mir geträumt, er sei gekommen?“ 
Mit raschem Schritt war Heinrich am Bette und beugte 
sich über den Vater. 
„Er ist da,“ sprach er weich und zärtlich, „und bittet Dich 
herzlich: Heiße ihn willkommen!“ 
Der Klang seiner Stimme schien dem Alten zu Herzen zu 
gehen. Mit einem langen, ernsten Blick reichte er dem Sohn 
die Rechte und nickte ihm zu. 
Vater,“ flüsterte Heinrich bewegt. „Du hast mir verziehen 7“ 
„Du sollst nicht mit Groll und Schelten in Deinem Eltern— 
haus empfangen werden. Verzeihen, von Herzen verzeihen kann 
ich Dir erst, wenn Du mir bewiesen hast, daß Du was geworden 
bist. Was Richtiges. Wie ich's gewollt hab'. Dafür, daß 
mein Sohn mit Komödianten herumzieht, habe ich nicht gespart 
und geschafft. Meine Freud' wollt ich haben an Dir an meinem 
Lebensabend, nicht Kummer und Sorgen.“ 
„Sprich nicht so,“ bat der junge Mann. „Du sollst noch 
Freude erleben an mir. In dem Beruf, für den der Onkel mich 
bestimmt hatte, hätte ich's nie zu was Rechtem gebracht. Da 
fehlte mir die innere Freudigkeit. Zur Schriftstellerei aber drängt 
nich mein ganzes Wesen und wo die rechte Begeisterung vor— 
handen ist, da wird auch Gutes geschaffen.“ 
„So geh' und mach Dich an die Arbeit. Wenn Du was 
Tüchtiges in Deinem Fach geleistet hast, wollen wir wieder vom 
Verzeihen reden. Du wirst Dich aber beeilen müssen — viel 
Zeit, darauf zu warten, habe ich nicht mehr.“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.