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Die Kriminaluntersuchung zu Ansbach.
nicht in Abrede gestellt werden.“ „Es scheint“, schreibt Hickel, „daß
dieses Gutachten unter dem Eindrucke gewisser hochgestellter Personen,
bei denen Dr. Albert Hausarzt, entstanden ist, denen viel daran liegt,
die Meinung, Hauser sei ein Betrüger, nicht aufkommen zu lassen.
Auch mir wurde von denselben Personen das Ansinnen gestellt —
hre Fahne nicht zu verlassen.“
Ein ebenso schwankendes Rohr war Dr. Heidenreich. Behufs
seines Aufsatzes wider von Lang erkundigte sich Daumer in Ansbach
nach der Beschaffenheit der Wunde Hausers. Ludwig Feuerbach er—
keilte ihm den 18. Januar 1834 im Auftrage Heidenreichs die Ant—
wort: „Wenn Du in Deiner Widerlegung Dich auf ihn berufen
willst, so kannst Du anführen: Daß aus der Lage, Richtung und
Tiefe der Wunde augenscheinlich hervorgehe, daß H. nicht selbst sie
sich habe beibringen können; daß die — ärztlichen Gutachten dies
außer allen Zweifel setzen und daher die völlige Grundlosigkeit des
Geredes des Herrn von Lang darthun würden.“ Selbstverständlich
berief sich Daumer auf diese Autorität: „Herr Dr. Heidenreich zu
Ausbach hat mich benachrichtigt, daß aus der Lage, Richtung und
Tiefe der Wunde“ u. s. w. Da schleuderte Heidenreich in einem
Nürnberger Blatt eine zornige Erklärung, worin er versicherte, Daumer
gar nicht zu kennen und ihm perjsönlich (ein Kniff!) gar nichts mit—
geteilt zu haben.) Damit war den Zweiflern der Hof gemacht, in
seinem Gutachten aber that er gläubig. Er begann seine Abhand—
lung mit der nicht sehr wissenschaftlichen Einleitung: „Ein rätsel—
haftes Wesen hat den Schauplatz des Lebens verlassen. Dunkel ruht
auf seinem Eintritt in die Welt, Dunkel umhüllt sein Scheiden. Nur
der Himmel kennt des Schicksals Wege! Ob Fürstensohn oder Bettel—
junge, ob schuldloser Gegenstand der grausamsten Mißhandlung oder
berächtlicher Betrüger, ob schmählicher Selbstmörder oder der ruch—
losesten Bosheit blutiges Opfer — keines Menschen Zunge hat es
ausgesprochen, keines Geistes Tiefe hat es ergründet, ein dichter
i) Vgl.: Heidenreichs Erklärung, Allg. Preuß. Staatszeitung 1834, No. 46;
Daumers Entgegnung, Korrespondent von und für Deutschland 1834; Daumer
859, S. 107, 1873, S. 264- 273.