Metadaten: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Die siegreichen Armeen der französischen Republik überschwemmten 
Süddeutschland, am 9. August 1796 rückte die Vorhut des Jourdan'schen 
Heeres in Nürnberg ein. Andere Abteilungen folgten und auf dem 
Lande wiederholten sich die Scenen des dreißigjährigen Krieges. Aber 
auch in der Stadt selbst wurde requiriert, d. h. geraubt, was man 
rauben konnte, abgesehen von den unerschwinglichen Kontributionen, die 
der französische General der Stadt in ihrer Gesamtheit auferlegte. 
Da es unmöglich war, dieselben auf der Stelle zu erlegen, wurden 18 
angesehene Nürnberger Bürger als Geiseln nach Frankreich mitgenommen, 
wo sie bis Mitte 1797 in Charlemont und Givet (an der Maas) in⸗ 
terniert blieben. Und wenn auch die französische Einquartierung schon 
nach kurzer Zeit, am 24. August, durch die Siege des Erzherzogs Karl 
genötigt wurde, das Weite zu suchen, so war die Stadt doch wieder 
um die neue kolossale Summe (nach amtlicher Erhebung) von 1829651 fl. 
geschädigt worden. In dieser Not geriet man in Nürnberg sogar auf 
den Gedanken, sich seinem alten Feinde, dem Könige von Preußen aus 
freien Stücken zu unterwerfen. Mögen dabei immerhin Beeinflussungen 
von Seiten Hardenbergs mitgespielt haben, die Abstimmung der Bürger— 
schaft, die der Rat deswegen einzuholen für gut fand, ergab ein fast 
einstimmiges Ja für den Anschluß/ an Preußen. Indessen, nachdem 
man in Berlin eine Weile geschwankt hatte, entschied man sich unter 
den obwaltenden Umständen — der Hauptgrund mag die Rücksicht auf 
den Kaiser, daneben aber auch die jetzt 14 Millionen betragende 
Schuldenlast der Stadt gewesen sein — doch dafür, das verlockende 
Angebot abzulehnen. Ein bereits eingerücktes preußisches Bataillon 
erhielt den Befehl, am 1. Oktober die Stadt wieder zu verlassen. 
Inzwischen hatte der Rat, dem der Eifer des Okonomie-Verbesse— 
rungs-Kollegiums bei Säuberung der Nürnbergischen Finanzen höchst 
beschwerlich fiel, sich an den Kaiser gewandt und um die Niedersetzung 
einer kaiserlichen Lokalkommission (die er früher so sehr bekämpft hatte) 
gebeten. Der Kaiser bestimmte den Hoch- und Deutschmeister Erzherzog 
Maximilian zum kaiserlichen Hofkommissarius, dieser übertrug dem 
Hof- und Regierungsrat des deutschen Ordens, Philipp Ernst Gemming 
die Leitung der Untersuchung. Schon Ende 1797 begann die kaiser— 
liche Subdelegations-Kommission — so nannte man diese Behörde — 
mit ihrer Arbeit. Aber wenn auch viele Männer aus dem Patriziat 
selber den redlichsten Willen hatten dem zerrütteten Vermögenszustand 
der Stadt aufzuhelfen, der Rat in seiner Gesamtheit lebte, wie es 
scheint, noch allzusehr in veralteten Anschauungen und Vorurteilen, 
als daß es nicht zwischen ihm und der kaiserlichen Kommission bald 
zu allerhand Zerwürfnissen gekommen wäre, die sogar zu einer direlten
	        
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