Inhaltsverzeichnis: 1834-1884 (2. Band)

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In Nürnberg. 
nichts weniger als simpelhaft und von der Natur verwahrlost (ein 
Seitenhieb auf die Polizeiwachtstubel), sondern vielmehr 
auf unbegreifliche Weise von aller Ausbildung und geistigen Ent— 
wicklung zurückgehalten sein müsse . . . Sein ganzes Benehmen war, 
so zu sagen, ein reiner Spiegel kindlicher Unschuld: er hatte nichts 
Falsches an sich; wie es ihm ums Herz war, so sprach er sich 
aus . . . ich habe bisweilen meinen elfjährigen Sohn Julius zu 
ihm gelassen, der ihn dann gleichsamdas Sprechen lernte“ 
(soꝛ. — So lehrte ihn auch die dreijährige Margaretha Hiltel 
„Glasperlen an eine Schnur zu reihen.“ Doch muß Hiltel die 
inhaltschwere Bemerkung machen, daß Kaspars „Vergnügen an kin— 
dischem Spielzeug nur von kurzer Dauer war,“ und daß er 
auch an der Unterhaltung mit dem kleinen Gretchen „sobald keine 
Befriedigung mehr fand, als er sein todtes Spielzeug satt hatte.“ 
Erst im Turm also bildete sich das Einkerkerungsmärchen (S Hiltel) 
aus, in der Wachtstube aber blieb es zunächst noch beim Simpel, 
denn als Kaspar den 7. Juni dort wieder vernommen wurde, lud 
er seinen Inquirenten (Binder?) ein, sich auf das auf Rädern 
stehende kleine hölzerne Spielpferdchen zu setzen! Mit 
dieser Posse vergleiche man nun aber Preus Gutachten vom 
3. Juni (J. S. 32,33, gefälscht S. 41). Der mittelfränkische 
Appellhof (— Feuerbach) schrieb den 22. Juli an die Königliche 
Regierung: „Es dürfte der Arzt, welcher den Jüngling sogleich zu, 
besuchen Gelegenheit hatte und das Resultat seiner psychologischen () 
Beobachtung schon unterm 3. Juni mit vieler Bestimmtheit zu den 
Akten gab, aufgefordert gewesen sein, die Beobachtungen 
selbst, aus welchen er seinen Schluß gezogen hatte, sowie die 
wissenschaftlichen Gründe für seine ausgesprochene Ueberzeugung 
umständlich zu den Akten zu bringen.“ Preus einzige dama— 
fige Quelle war Hiltels Gerede, ) selbst war er erst gegen— 
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) Nachdem der leise Anstoß einmal gegeben ist, wachsen alle Mythen durch 
bloßes Nachsprechen. Hickel schreibt (S. 23): „Es gehört zum guten Ton, 
in Gesellschaften über Hauser zu sprechen. Die Meisten sind aber, ohne ihn näher 
beobachtet zu haben, bloß Nachsprecher und zwar Nachsprecher mit solcher Be⸗
	        
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