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wird gearbeitet. Bierzehn, fünfzehn, fehzehn Stunden find
etwas gewöhnlidhes. Die Elitearbeiter des Bauhandwertks
haben freilich einen Arbeitstag von zehn oder elf Stunden.
Nicht eine Verkürzung des Arbeitstages fordern gemeiniglich
die SGefellen, viehnehr eine Reduktion der Wochenarbeit durch
Gewinnung eine3 freien Wochentages. E8 giebt keine Forde-
rung, die gerechtfertigter oder beffer begründet gewefen wäre.
Der berufene „gute (blaue) Montag“ war ein Schugmittel
der mittelalterlidhen Arbeiterfchaft gegen die aufreibende
Überarbeit. Sie „trieben hier pofitive Socialpolitif in ihrem
gutverftandenen Intereffe”. Freie Zeit zur Muße, zum Ge-
nujje der gefelligen Freuden, zur Körperpflege — der Bad-
gang am Montag ift ein Stück Volfshygiene, das erft der
dreißigjährige Krieg befeitigt und das die Neuzeit noch nicht
wieder gefchaffen hat —, freie Zeit nicht zum geringften auch
für die Abhaltung der Zufammenkünfte. Nach {hweren
Kämpfen, bie dur das ganze vierzehnte Jahrhundert gehen,
erobert fich die Gefelenfchaft ihren freien Tag, den Normal-
arbeitstag des Mittelalters. Nicht mehr find harte Strafen
auf das Feiern am Montag gefeßt. Im fünfzehnten YJahı-
Hundert und zu Beginn des fehzehnten Sahrhunderts ift
der gute Montag eine allgemeine Einrichtung: ein halber
Feiertag bald jede Woche, bald alle vierzehn Tage ift nach heißen
Mühen erftritten. Die Reformation hatte mit den Feier:
tagen {tarf aufgeräumt, das Bedürfnis nach einem gefeglichen
Kuhetage wurde defto Lebhafter. Die SGefellen Jahen die Ge-
fahr, die in der Ummwandlung von Feiertagen in Werfkel:
tage für ihre wirt]dhaftlidhe Lage drohte, früh genug ein.
Sie follten eine weit größere Arbeitsmenge ohne Erhöhung
des Arbeitsverdienftes Teijten, fie wurden weit ftärfer alz
Früher angefpannt und viel intenfiver ausgebeutet. Charakte-
rijtifdh {ft die von Schanz mitgeteilte Eingabe der Straß:
burger Kürfchneraefellen aus dent Sahre 1529. Noch im