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Thränen nicht verbergen Fonnte, die dann, bei einzelnen Stellen
feiner tief eindringenden Predigten, häufig über die bleichen
Wangen Herunterrannen. Er wird aufmerffam auf Ddiefe Leis
dende, denn er bemerkt wohl, daß ihre Noth Feine gewöhnliche
Außerliche, Leichter zu lindernde fein Fönne, fondern eine tiefer
fiegende innere, weil, fo oft er ein Wort fpricht, das auf diefe
Art von Leiden hindeutet oder einen Troft für folche in fich
faffet, ihre Nührung ganz unverkennbar größer wird.
Da erzählt er feinem Freunde Kießling von der [eidenz
den Frau und erfucht denfelben, die Urfache ihrer Thränen
genauer zu erforfhen. Kießling wird nun auch auf fie aufs
merffam, und an dem einen Sonntags = Nachmittag, da die
Frau nach ihrer Weife auch wieder bis zuleßt geblieben war,
um erft alle Anderen aus der Kirche fortgehen zu laffen , damit
fie dann einfam und ungeftört ihren Weg hinaus vor die Stadt
nach ihrer Wohnung gehen Fönne, folgt ihr der felige Tobias
nach. Er fragt fie, ob fie auch in der Kirche gewefen fei und
ob fie den Vrediger wohl verftanden hHabez und da fie auf beides
mit einem Furzen Sa geantwortet, fragt ev fie weiter: ob fie
wohl auch fchon folche Leidensftunden gehabt habe als die, von
denen Heute der Prediger gefprochen? Da fieht die Trauernde
dem, der fie auf foldje Weife fragt, in die Augen, und diefen
ernffen, freundlichen Augen fieht fie e& gar bald an, daß dies
Keiner ift, Der ihrer Seelenangft fpotten werde, oder Der fie
gar nicht verflünde, wie dies gewöhnlich bei Anderen der Fall
gewefen, denen fie bis dahin Ihr Leiden geklagt. Sie antwortet
daher fchon mit größerem Zutrauen; „ja wohl.“ Da aber nun
vollends der Selige fie mit der innigften Zheilnahme zum Auss
harren in ihrem fchweren Leiden ermuntert, und zum freuen,
Findlich zutraulihen Gebet im ftillen Kämmerlein, denn Soft
habe bei diefen Leiden gar etwas Sutes mit ihr vor; da fangen
ihre Thränen häufig an zu fließenz Herz und Mund gehen auf
gegen diefen feuern Mann, der eine Sprache mit ihrem Herzen
redet, wie fie nur Einer reden Fann, der Seelennoth an fich
felbft erfahren und Deshalb Erbarmen hat mit Solchen, welche