Volltext: Noriberga illustrata und andere Städtegedichte

XVII 
EINLEITUNG. 
Aus dieser Übereinstimmung in der Anlage, der analogen 
Durchführung zweier Schemata, läfst sich bis zur Gewifsheit 
schliefsen, dafs die Jüngeren Schriftsteller Arbeiten der Vorgänger 
kannten. Eine Nachahmung der Diktion, der Wort- und Satz- 
formen sowie der Phraseologie, ist nicht nachzuweisen; hierin 
sind, wie unten gezeigt wird, die klassischen Dichter des 
Altertums Muster und Vorbild gewesen und geblieben. 
Hinsichtlich der äufseren Form unterscheiden sich die 
poetischen Erzeugnisse der älteren Zeit wesentlich von denen 
der späteren. Zwischen Sannazaros Lob auf Venedig und Hesses 
Noriberga liegt eine ebenso lange Entwicklungsperiode wie 
zwischen L. Brunis Prosaschrift über Florenz und Celtis Be- 
schreibung von Nürnberg. Wir finden das Lob zunächst im 
einfachen Epigramm; so schrieb Sannazaro auf Venedig, A. Aste- 
sanus auf die kleineren französischen Städte. Bald genügte 
dem Lob der enge Rahmen des Sinngedichts nicht mehr; es 
verlangte eine reichere Einkleidung mit glänzendem oratorischen 
und poetischen Schmuck und gröfseren Umfang. Dafs auch 
die Vervollkommnung der inneren Vorzüge gleichen Schritt 
damit hielt, läfst sich allerdings nicht immer behaupten. Wir 
haben unter den aufgezählten Gedichten eine erfreulich an- 
sehnliche Zahl solcher, bei denen der innere poetische Wert 
mit dem farbenprächtigen Kleid in schönster Harmonie steht, 
wenn auch bei dem oft allzu lebhaften Flug der Phantasie, bei 
der Fülle der zuströmenden Gedanken die Gefahr, das rechte Mafs 
zu überschreiten, eintreten mulste; bei andern sind Phantasie 
und poetischer Sinn nicht zu vermissen, die reiche Beigabe 
nüchterner Reflexion hemmt aber den Schwung der in Über- 
fülle üppig wuchernden Gedanken. Sorgfältige, glatte Aus- 
arbeitung, künstlerische Anordnung des Stoffes, Wohlklang der 
Worte und rhythmische Gliederung ziert so manches andere: 
kein Prunken mit Gelehrsamkeit und Belesenheit, kein Schönheits- 
mittel nach dem Beispiel der Antike ist verschmäht und un- 
beachtet geblieben: dennoch erkennen wir ihm den Preis nicht 
zu, weil der. Inhält mit dem Ausdruck des Gedankens nicht 
auf Nürnberg (1447) folgen dem ersten, Kunz Hafs mit dem 
‘New Gedicht’ (1490), dem zweiten Schema. Bei Hals deutet 
dies der Titel schon an: ‘Von. dem Regiment, gebot u. Satzung 
ayns erbern wevfen Rats’.
	        
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