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Kirchenmustern „opere Scotico“ gebaut waren: die ganze letzte Periode des
norwegischen Heidentums war ja nicht nur mit christlich-irischer Ornamentik, sondern
auch mit christlichen Vorstellungen, wie Taufe, Dreieinigkeit, und mit Mythen christ-
lichen Ursprungs durchwoben. Dem sei aber wie ihm wolle: die Stabkonstruktion
war jedenfalls faktisch schon den Wikingern bekannt, als sie die Normandie
eroberten., Nun unterscheiden sich aber die norwegischen Stabkirchen, wie gesagt,
von fast allen anderen Fachwerkbauten durch zwei Eigenthümlichkeiten: 1ı. Ein-
s;punden und Einzapfen, und 2. Bugverbindungen. Während aber. das Einspunden
ınd Einzapfen ein gemeinsames Merkmal der norwegischen und der angelsächsischen
Stabkirche ist, scheint dagegen die Bugkonstruktion nur in Norwegen so früh vor-
zukommen. Gleichzeitig (oder vielleicht sogar später?) finden wir sie auch in der
vom Norden her bevölkerten Normandie, und noch später tritt sie in dem von
den Normannen eroberten England in der Dachkonstruktion auf. Auch sagen
ıns angelsächsische Schriftsteller, dass die angelsächsischen Kirchendächer aus Latten,
Röhren, Zweigen und ähnlichen leichten Stoffen gebildet waren, —- also auf ganz
andere Art als die schweren norwegischen Dachstühle. Auf diese zwei Punkte :
Dachkonstruktion und Bugverbindung, müssen wir nun zuerst unser Augenmerk
richten. — Möglich wäre es allerdings, dass die leichten Dächer der Angelsachsen,
>hne dass wir es wissen, später von schwereren Konstruktionen abgelöst worden,
ınd dass dieselben dann von den seefahrenden Norwegern nach ihrem Lande
verpflanzt worden wären. Es muss also untersucht werden, ob die Elemente,
welche sich in der Stabkirchenkonstruktion finden, etwa der Art sind, dass sie
möglicherweise nur bei dem einen der beiden Völker, nicht aber bei dem andern
haben entstehen können: finden sich solche Elemente, so muss die Urheberschaft
notwendig dem Volke zuerkannt werden, welchem sie ausschliesslich angehören,
Ich nannte die Seefahrer. Die Norweger waren von altersher ein seefahrendes und
schiffbauendes Volk, während die Angelsachsen — so wenig wie die Normannen
in den ersten Jahrhunderten nach der Eroberung der Normandie —- nie eigentliche
Seefahrer gewesen sind. Freilich müssen wegen des gemeinsamen Materials alle
Holzbauten etwas mit dem Schiffbau Gemeinsames haben; finden wir aber in den
Stabkirchen ganz spezifische und detaillierte Elemente des Schiffbaues, solche, die
notwendig von dem Schiffbau auf den Hausbau und nicht umgekehrt übergegangen
sein müssen, dann sind diese Elemente höchst wahrscheinlich, ja fast notwendig als
Norwegisch und nicht als angelsächsisch anzusehen. Die Antwort aber lautet: Nicht
nur finden wir in den norwegischen Stabkirchen vereinzelte Elemente des Schiffs-
vaues, sondern die Stabkirche selbst ist wesentlich eine Schiffskonstruktion. Schon
Gottfried Semper ist es aufgefallen, wenn er auch der Sache keine weitere Schluss-
folgerung gegeben hat, dass die Dachkonstruktion der Stabkirche eigentlich eine
Schiffskonstruktion ist. Die wichtige Verbindung des erwähnten „Kielbogens“ hat
er darum mit diesem Namen getauft, und, mit den Untersparren verbunden,
entspricht derselbe in der That vollständig dem Kielbogen des Bootes; der über
das Mittelschiff sich spannende Querbalken, der die Sparren und die Wände aus-
einander hält, hat wiederum ganz dieselbe Funktion wie die „Spliesse‘“, das
spannende Querholz unter den Ruderbänken im Boote, auch haben diese Quer-
hölzer in. Norwegen einen für das Querholz in der Kirche wie im Boot gemein-
samen Namen: „biti“. In Nordland legen arme Leute noch heute eine altes Boot
als Dach über ihre Hütte: und wenn die Norweger in ihrem stürmischen und