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Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen und Wohltätigkeit
Die Versicherungssumme gegen Feuer betrug für die Pfänder und Fahrnis 906 602 M,
die der Gold- und Silberpfänder gegen Einbruch 450 000 Mb.
Rechnungsergebnisse. Das Berichtsjahr brachte eine Mehreinnahme von 17 506
gegen eine Mehrausgabe von 83 218 AN im Vorjahre.
Die ständigen Darlehen und kurzfristigen Vorschüsse aus der Stadthauptkasse hielten
sich auf der gleichen Höhe des Vorjahres (361848 46). Die Fahrnis des Leihhauses hatte
am Schlusse des Berichtsjahres einen Wert von 10641 (10 649) M. Sie ist Eigentum der
Stadtkämmerei. Vereinnahmt wurden 83 903 (81445) MA, verausgabt 76827 (77 352) M,
so daß sich ein Erträgnis von 7076 (4093) MA ergab, welches an die Stadthauptkasse abge—
liefert wurde.
3. Arbeitsnachweis.
Städtisches Arbeitsamt. Allgemeines. Im Jahre 1915 gestaltete sich der
Arbeitsmarkt für den weitaus größten Teil der männlichsen Arbeitskräfte von Monat zu
Monat besser; insbesondere konnten in der Metall- und Maschinenindustrie, im Nahrungs—
mittelgewerbe, in der Lederverarbeitungs- und Beklelidungsindustrie, zeitweise auch im Bau—
gewerbe nicht alle Stellen besetzt werden. Auch im Holzgewerbe überstieg vom Oktober ab
die Zahl der offenen Stellen jene der Arbeitsuchenden. Für leistungsfähige ungelernte
Arbeiter bot sich immer Unterkommensmöglichkeit. Auch zeitweilig auftretende Schwankungen
varen nur vorübergehend und ohne besonderen Einfluß auf die gute Lage des Arbeits—
narktes. Von dieser fortschreitenden Besserung wurden jedoch die Berufe der Blattgold- und
Pinselindustrie, der graphischen Gewerbe sowie die künstlerischen Berufe nicht berührt. Mit
dem Steigen der offenen Stellen ging fast ausnahmslos die Abnahme der Zahl der Ar—
beitsuchenden Hand in Hand.
Hinsichtlich der Frauenarbeit lagen allerdings die Verhältnisse nicht so günstig.
Für die gewerblichen und Fabrikarbeiterinnen haben sie sich eigentlich erst in den letzten Monaten
des Jahres gebessert; immerhin waren sie besser als Ende 1914. Die Zahl der arbeitsuchenden
Frauen betrug im Januar noch 3894, in den folgenden Monaten sank sie meist auf 2600
herab, im Juli stieg sie wieder auf nahezu 3000, um dann im November auf 2300 und im
Dezember auf 1700 herabzugehen. Die Zahl der vermittelten Stellen ist bei den Männern
nur im Dezember wenig unter 2000 gesunken, in den übrigen Monaten wurde diese Ziffer
nicht unwesentlich überschritten. Bei den Frauen sind diese Zahlen einer größeren Beweg—
lichkeit unterworfen gewesen, nicht unbeeinflußt durch den Grad der Beschäftigung der
städtischen Arbeitsstelle am Egidienplatz.
Bei den Männern wurde die vorjährige Vermittlungszahl, die noch dazu einige
tausend Erntearbeiter enthielt, um rund 4000 übertroffen; bei den Frauen ist dieser Stand
nicht erreicht worden, da die städtische Arbeitsstelle einen geringen Bedarf an Näherinnen
und Strickerinnen hatte und die Erntearbeiterinnen zum größten Teil in Wegfall kamen.
Trotzdem wurde die Gesamtzahl der Vermittlungen um 56 überschritten; sie betrug 1915:
44 422 (27 103 m., 17319 w.), 1914: 44 366 (23 257 m., 21 109 w.).
Alles zusammengefaßt, kann gesagt werden, daß die Lage des Arbeitsmarktes für
Frauen erst später und nur recht bescheiden sich nach oben bewegte, jedenfalls lange nicht in
dem Verhältnis der Einberufungen der männlichen Arbeiter zum Heeresdienste.
Organisation des Amtes. Im Berichtsjahre fanden 8 Sitzungen des Haupt—
und des Frauenausschusses statt, zu denen auch in einigen Fällen die Nürnberger Frauen—
vereine herangezogen waren. Es wurde beraten über die Gründung einer Berufsberatungs—
stelle durch die Nürnberger Frauenvereine, die kaufmännische Stellenvermittlung und die Neu—
auflage des Ratgebers zur Berufswahl für Mädchen und Frauen.