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Nacht ganz ruhig und vernünftig hier liegen zu bleiben und
mir morgen nochmals recht klar und deutlich alle Fragen,
die ich an Sie stellen werde, zu beantworten. — Versprechen
sie das »D“ —
„Ja, Herr! ja! mit tausend Freuden versprech ich's, wenn
Sie mir auf Ehr und Seligkeit versprechen, daß mein Hans frei
wird! Sind Sie g'wiß der Gefängniswärter?“ fragt sie mit
naiver Neugier. — — „Das nicht!“ geben die Beiden lachend
zurück. — „Aber ich bin Rechtsanwalt, habe schon manchem
Unschuldigen zu seinem Rechte verholfen und werde Ihren Hans
verteidigen! —
Im Mai ist Hochzeit. — — Hören Sie's) Im Mai!
Also hübsch ruhig! — Und jetzt wird geschlafen, denn eine
kranke Person kann der arme Hans nicht heiraten!“ —
Folgsam, gleich einem Kinde, legt sich das erschöpfte
Mädchen in die Kissen zurück. Eine Weile noch fließen leise
Zähren — diesmal der Freude! — dann künden gleichmäßige
Atemzüge, daß der gesunde, ruhidge Schlaf sein Recht ge—
fordert hat. —
Frau B. begiebt sich zur Ruhe. Dr. K. verbringt den
Rest der Nacht im anstoßenden Wohnzimmer und beschäftigt sich
bereits angelegentlich mit der Verteidigung des neuen Falles, der
sein Interesse im vollsten Maße wachgerufen hat.
Der kommende Morgen bringt ihm die Erfüllung des
Wunsches betreffs der „Wassergefangenschaft.“ — Der hoch—
gehende Fluß ist aus den Ufern getreten, der Spitalplatz, die
Neue Gasse, das Binsengäßchen stehen unter Wasser. Notbrücken
und Stege werden errichtet, die Hilfskähne vermitteln den Ver—
kehr durch die Spitalgasse.
„Hochinteressant und originell!“ — meint der Rechtsanwalt,
vergnügt die Hände reibend.
Im Caufe des Tages begiebt er sich in den viereckigen
Thurm beim Henkersteg, welcher das Candgerichtsgefängnis ent—
hält, um seinen Delinquenten persönlich aufzusuchen. — Hier sitzt