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Herr Fuckert J. F. G. einen Willkommen, welches von dem
schönsten Venedischen Glas ein Schiff war, künstlich gemacht.
Wie ich es nun vom Schanktisch nehme und über den Saal gehe,
hatte ich neue Schuhe an und gleite, falle mitten in den Saal auf
den Rücken, giesse mir den Wein auf den Hals und weil ich ein
neu roth Dammasten Kleid an hatte, ward es mir gar zu Schanden.
Das schöne Schiff ging aber auch in viele Stücke. Ob nun wohl
unter der Hand und männiglich ein gross Gelächter ward, so
ward ich doch hernach berichtet, dass der Herr Fuckert gesagt:
er wolle dasselbe Schiff mit hundert Floren gelös’t haben. Es
war aber ohne meine Schuld; denn ich weder gessen noch ge-
trunken hatte. Da ich aber einen Rausch bekam, stund ich dar-
nach fester und fiel hernach kein mal, auch im Tanze nicht.
Ich hielt davor, dass Gott die Pracht nicht haben wollte mit mir;
denn ich ein neu Kleid angezogen und dauchte mich, ich wär der
Stattlichste gewesen. Bei diesem waren die Herren und - wir
alle lustig.“
Die folgende Erzählung‘) gibt einen weiteren Beleg des
Gesagten.
1576. „Von Braunfels zogen Ihro Fürstliche Gnaden gen
Tillenberg (Dillenburg), zum Grafen Johann von Nassau, waren 3
Meilen; allda lagen Ihro F. G. 5 Tage stille. Waren gerne ge-
sehen und hielt uns der Grafe wohl. Ich stund Ihro F. G. alle-
mal vor den Trank und muste doch daneben alles versehen, wie
es sonst einem Hofemeister gebühret, hatte also grosse Mühe. Auf
den Morgen gab mir der Graf den Willkommen. Wenn ich aber
den ersten Abend das Lob hatte bekommen, dass ich des Herren
Grafen Diener alle hätte vom Tische weggesoffen, wollte sich der
Grafe (jedoch heimlich) an mir rächen, mit dem Willkommen,
welcher von drei Quarten Wein war. Nun wollte ich gerne wie
den vorgehenden Abend Raum behalten, nahm den Willkom-
men von dem Grafen an, gehe vor die Thüre und probiere mich,
ob ich ihn im Trunk austrinken möchte, welches ich auch also
ahndete. Wie ich solche Probe gethan hatte, lasse ich mir wie-
der eingiessen, bitte den Herrn Grafen, mir zu verlauben, seinem
Diener zuzutrinken. Nun war ich schon verrathen beim Grafen
worden, dass ich zwei zuvor im Trunk hatte ausgesoffen, dero-
wegen war der Herr Graf wohl zufrieden; trinke ich derowegen
noch eines seinem Marschall im Trunke zu. Ob er sich wohl da-
vor wehret, ward ihm doch vom Grafen geschafft, dass er ihn an-
nehmen muste. Wie ich nun den Becher zum andernmal aus-
trank, verwunderten sich die Herren alle, der Marschall aber
konnte mir in einem Trunk nicht Bescheid thun, darum er auch
denselben zweimal zur Strafe austrinken muste, jedoch mit vielen
Trünken. Darüber ward der Marschall berauscht, dass man ihn
wegführen muste, ich aber wartete bis der Mahlzeit Ende auf;
ı) Hans von Schweinichen I, S. 185 und 186.