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blutige Haupt und, die zerrauften Haare, sieh diese blutrünstigen
Arme, sieh, ach, und vergieße Ströme von Thränen.
Dieses Denkmal, welches vor · Zeiten die Starckische Ehrfurcht durch
die Brüder Georg und Johann Starck geweiht hat, wurde erneuert 1625.)
Der Künstler, der das Modell zu dem Cruzifix gelie—
fert hat, ist nicht bekannt, aber man weiß es, daß dieß
eines der ältesten Werke der Nürnberger Kunstgießer ist.
Die Anatomie des Körpers ist trefflich zu nennen, nur
dürften die Formen zu üppig und stark gehalten seyn für
einen Christus am Kreutz. Die beiden Füße sind nicht
über einander gelegt und mit einem Nagel am Kreutze be—
festigt, sondern jeder ist besonders angeschlagen, wie es bei
den ältern Darstellungen der Kreutzigung immer vorkommt.
Das Gewicht dieses Cruzifixes wird auf 16,75 Ctr. bis
18,78 Ctr. *) angegeben. Bei der Renovation 1625 soll
der Befehl gegeben worden seyn, dasselbe schwarz zu über—
malen, weil es für silbern gehalten wurde und der un—
scheinbare Anstrich das Kleinod den Feinden verbergen sollte,
Dadurch hat sich bis heute der Spottname „Herrgotts—
schwärzer“ erhalten, den die Nürnberger bekommen ha—
ben, der aber nach andern davon herrührt, weil sie silberne
Cruzifixe und Apostel schwarz angestrichen haben sollen, um
sie vor durchziehenden Soldatenschwaäͤrmen zu retten. Wie
sich die Sache auch verhalten möge, so darf sich die vorzeit—
liche Nürnberger Vorsicht viel leichter über diesen Sobriket
wegsetzen, als wenn man daraus einen Spottnamen bilden
wollte, daß Nürnberg im neunzehnten Jahrhundert
*x) Dezimalge wicht.