Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1926/27 (1. April 1926 bis 31. März 1927) (1926/27 (1927))

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Besondere soziale Fürsorge und Wohlfahrtspflege 
Zu spät Eintreffende, die nicht mehr gereinigt werden können, müssen in einem gesonderten Raum 
nächtigen; in diesem können 16 Personen untergebracht werden. Am 28. April 1926 ist eine neue 
Hausordnung aufgestellt worden. Die große Arbeitslosigkeit und die Wohnungsnot verursachten einen 
stärkeren Besuch des Asyls. Es beherbergte rund 2000 Personen mehr als im Vorjahr. Von den 
12015 das Asyl aufsuchenden Personen waren 11330 deutsche Reichsangehörige, 685 gehörten aus— 
ländischen Staaten an. Die Zahl der Übernachtungen betrug 12613; im Durchschnitt betrug also 
die Zahl der Übernachtungen für die Person 1,1. Dem Berufe nach waren von den Obdachlosen 
4363 Arbeiter, 6714 Handwerker, 400 Handlungsgehilfen und 5338 landwirtschaftliche Arbeiter. Die 
höchste Besucherzahl entfiel auf die Nacht vom 23. auf 24. Juni 1926 mit 62 Personen, die geringste 
mit 9 war vom 4. auf 5. April 1926. 
Weibliche Obdachlose. Im Asyl für weibliche Obdachlose, Maxplatz 10 und Trödelmarkt 58, 
finden Frauen und Mädchen, welche obdachlos und in bedürftiger Lage sind, vorübergehend Unter— 
kunft. Die Obdachlofen werden abends von 6—7 Uhr, in Notfällen auch bis 9 Uhr aufgenommen. 
Mit Ungeziefer behaftete Obdachlose werden bis nach erfolgter Reinigung in einen besonderen Raum 
oerwiesen, während ansteckend kranke Personen der Krankenhausbehandlung zugeführt werden. Neben 
dem Nachtlager erhalten die Asylantinnen Abendsuppe mit Brot, morgens wird Kaffee mit Brot ver— 
abreicht. Wer das Asyl länger in Anspruch nehmen will, hat im Arbeitsraum einfache Arbeiten zu 
herrichten oder wird der Arbeitsfürsorge für Frauen und Mädchen in der Schillerstraße zugewiesen. 
Obdachlose Frauen und Mädchen, welche nachweislich in Arbeit stehen, können längere Zeit im Asyl 
erbleiben, sofern es ihnen oder den Aufsicht führenden Schwestern der Gefährdetenfürsorge nicht 
zelingt, eine Schlafstätte zu finden. Frauen und Mädchen, welche in der Lage sind, die Verpflegskosten 
und Ubernachtungsgebühren im Arbeiterinnenheim Wolfsgasse 4 zu entrichten, werden dorthin über— 
viesen. Im Asyl für weibliche Personen stehen 57 Betten zur Verfügung (13 Betten Maxplatz 4, und 
14 Betten Trödelmarkt 58). Die gleichen Gründe, wie sie bei den männlichen Obdachlosen angegeben 
ind, führten zu einer stärkeren Inanspruchnahme des Asyls, als in den früheren Jahren. Im Be— 
richtsjahr nächtigten 1485 (1464 Deutsche und 21 Ausländerinnen) Personen. Die Zahl der Üüber— 
nachtungen belief sich auf 18 756 (für je 1 Person im Durchschnitt 11,9 Nächte). Es handelte sich um 
383 Dienstmägde, 824 Arbeiterinnen, 36 kaufmännische Angestellte und um 242 Kinder unter 
14 Jahren. Die höchste Besucherzahl war 75 in der Nacht vom 1. auf 2. April 1926, die niedrigste 
32 in der Nacht vom 5. auf 6. Februar 1927. 
4. Städtische Herberge am Wespennest NUr. 9. 
Allgemeines. Die Herberge dient zur Aufnahme von Wanderern, Zu- und Durchreisenden, 
welche sich über ihre Person durch vollständig geordnete Papiere ausweisen können und den Nachweis 
erbringen, daß sie sich nicht in hilfsbedürftiger Lage befinden. Die Herbergsgäste legen in der Regel 
ordnungsgemäß geführte Gewerkschaftsbücher vor, aus denen die Gewährung von Reiseunterstützung 
durch den Verband ohne weiteres ersichtlich ist. Betrunkene, unreine und kranke Personen werden 
nicht aufgenommen. Jeder Zugehende hat ein Bad zu nehmen und muß sich einer Untersuchung auf 
Ungeziefer, Krätze usw. unterziehen. Zur Zeit werden folgende Gebühren erhoben: Für ein Nacht— 
lager in einem 1- oder 2bettigen Zimmer 1 Ro, in einem mehrbettigen Zimmer 50 Rpf. 
In der Regel wird der Aufenthalt nur für 3 Nächte gewährt. Ein längerer Aufenthalt kann, 
soweit Platz vorhanden, auf Nachsuchen dann genehmigt werden, wenn der Zuziehende den Nachweis 
geregelter Arbeit erbracht hat. Für die Benützung der Herberge sind dann vom 5. Tage ab in einem 
mehrbettigen Zimmer wöchentlich 4,.909 R-⸗f zu bezahlen. Die Herberge bietet Aufnahme für 
70 Personen. 
Belegung. Genächtigt haben im Berichtsjahr 13 885 Personen, davon eine Nacht 2910 Per— 
sonen, bis zu 5 Nächte 8675 und bis zu 7 Nächte und mehr 2300 Personen. 
An Übernachtungsgeldern sind eingegangen 6248,20 RA. 
5. Arbeiterspeiseräume. 
Allgemeines. Arbeiterspeiseräume bestehen hier schon seit einigen Jahrzehnten; ursprünglich 
wvaren es 8, heute sind nur noch 4 in Betrieb. Aus Zweckmäßigkeitsgründen sind diese am 1. Juni
	        
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