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und nun blicken Sie nicht böse, wenn ich sage, daß
ich wiederkommen werde. Ich muß wohl erst
ordentlich um Sie werben. Adieu, Fräulein Schmid.“
Anne nickte noch einmal freundlich. Ordentlich
erhitzt von der Aufregung verließ sie den kleinen Laden.
Karoline blieb am Ladentisch stehen, die Zünd—
hölzer in der Hand. Sie dachte über den seltsamen
Besuch nach. Die Lippen preßten sich fest aufeinander.
„Es war Neugier; sie hat es ausspioniert. Es
war Neugier und UÜbermut,“ sagte sie und legte das
Feuerzeug an seinen Platz zurück. Aber wenn es
wirkliches Interesse gewesen wäre, wenn sie wirklich
wieder kam, die Bürgermeisterstochter? Wenn sie
wirklich um sie werben wollte?
Karoline strich sich mit beiden Händen die
Haare glatt. — Nein, das war eine ungleiche Sache.
So wollte sie nicht in das Haus Rottmanns.
„Karoline!“ Des Vaters Stimme klang ärger—
lich aus dem Zimmer. Das Mädchen trat in die
düstere Hinterstube.
„Wo bleibst Du denn? Die Ladenglocke hat doch
schon lange geschellt! He! Was hast Du verkauft?“
„Nichts, Herr Vater.“
„Nichts?“
„Nein, die Ware paßte nicht.“
„So, he, he! Aber Du paßtest wohl. Der
Herr hat lange mit der Puppe geplaudert.“
„Cin Frauenzimmer war's.“
„So, so, Frauenzimmer. Natürlich schnüffeln
herum, kaufen nichts. Du, der junge Herr Bürger—⸗
meisterssohn, wo bleibt denn der?“
„Das wissen Sie doch! Er ist in Paris.“
„Paris, Paris, ja, jal Na, bald ist die Herr—
lichkeit doch vorbei mit der Bürgermeisterei.“