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Hinterstübchens, und Karoline kniete vor ihr und
weinte sich leidenschaftlich alle Sehnsucht, alle Un—
geduld und Qual vom Herzen.
Dabei spielte der kindische Greis mit Pfeifen—
stopfern und sang krächzend unverständliches Zeug.
Am Abend sprach Josephine mit ihrem Gatten
über des Sohnes Liebe. Sebastian, hilfebereit und
gütig wie immer, schob am nächsten Morgen seine
Schriften und Pläne zur Seite und holte das Haupt—
buch und beriet mit dem Sohn des Geschäftes Ertrag.
Die Saison versprach die beste der letzten sechs
Jahre zu werden. Sebastian rechnete und rechnete.
Und schließlich nahm er Josephs Hand. „Joseph,
ich will, daß Dein Fleiß Dir Früchte bringe. Noch
eine Saison wie diese und das Geschäft wird auch
Dir eine Familie ernähren. Was hindert Dich,
mir Deine Braut zuzuführen?“
Joseph beugte sich ergriffen auf des Vaters
Hand. „vVater, ich liebe ein Mädchen —“
„Das arm ist und frühzeitig arbeiten gelernt
hat,“ unterbrach ihn der Vater. „Bringe sie
mir bald, mein Sohn.“
Und Joseph eilte am Mittag zu der Geliebten.
Er fand sie wieder gefaßt und geduldig. Als er
sie bat, mit ihm in sein vaͤterliches Haus zu kommen,
da schüttelte sie ernst den Kopf.
„Nein, Joseph, jetzt kann ich nicht, erst muß
ich — ganz frei sein.“
Alles Zureden Josephs nützte nichts. Karoline
blieb fest.
So brachte Weihnachten noch nicht die er—
wünschte Braut ins Haus. Erst als das Frühjahr
erwachte, starb endlich der alte Schmid. Vom Toten⸗
bett weg folgte Karoline Joseph in das Stadthaus. —