Volltext: Die Schweden in Nürnberg

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Aber das versteht Du, Gott Lob, noch nicht,“ fuhr sie schnell fort, 
eine neue Frage vermeidend. „Und nun sollen dieser selben rohen 
Krieger wegen, die seit Jahren durch ihre Schandthaten der 
Schrecken aller Guten geworden sind, die kostbaren Teppiche zum 
Fenster herausgehängt werden, daß sie nachher von Schmutz 
hdarren uͤnd ich tagelang den Aerger mit den faulen Dirnen 
habe, bis sie wieder gesäubert sind. Durch die Stunden lang 
geöffneten Fenster dringt dann der Staub ein, den all' die 
eitlen Gecken, jene Reiter, höchst unnützer Weise aufwirbeln, 
wenn sie ihre Pferde tanzen lassen, um unschuldige Herzen zu 
fesseln — wieder ein Seufzer. — Dann kann die Brigitte wieder 
alles sauber und in Ordnung machen; denn die Mädchen — na 
wartet nur! sie sind jetzt schon außer Rand und Band, wie wird 
das erst werden, sind die Fremden, die lieben frommen Schweden 
Dhier traf ein höhnischer Blick das junge Mädchen — die 
Verteidiger der reinen Lehre, diese Erzscheline, erst in der Stadt?! 
Aber die Dirnen sollen mich kennen lernen, mich, die Jungfer 
Brigitte. Die gnädige Herrschaft kann ja thun, was sie will, 
aber die Gesindefenster werden nicht geöffnet und wehe, wenn 
eins der Mägde herunterschaut und verliebte Blicke wirft. Ich 
stelle mich vor die Thür, und wenn dennoch einer der Reiterkerle 
wagt, derselben zu nahe zu kommen, der soll's gut haben!“ 
Mittlerweile hatten die beiden Frauen längst das Gartenthor 
erreicht, Brigitte war aber davor stehen geblieben, um ihr Herz 
zu erleichtern, ehe sie eintraten. 
So war denn der Knecht ganz nahe herangekommen und 
hörte die mit entsprechender Miene und kampfesmutiger Hand— 
bewegung ausgestoßenen letzten Worte der Beschließerin, vor der 
er zwar, wie alle im Hause, ganz gewaltigen Respekt hatte, der 
er aber ihres strengen Regimentes wegen nicht grade grün war. 
Er konnte sich nicht enthalten, heimlich etwas spöttisch vor 
sich hin zu lachen, als er sich das Bild ausmalte, die Brigitte 
als Tugendwächterin vor der Hausthür stehen zu sehen. 
Aber diese, die dem Hans so wenig gewogen war, wie er 
ihr, hatte doch das verräterische Zucken in seinem Gesicht erspäht 
und nun entlud sie ihren Zorn auf ihn. 
„Grinse Er nicht so frech, Er dummer Kerl,“ rief sie hochrot 
vor Aerger! „Ihm werde ich ganz gewiß besonders auf die Finger 
sehen, damit Er nicht wieder solche Streiche macht wie beim letzten 
großen Geschlechterfest. Wenn da das gnädige Fräulein nicht
	        
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