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erkämpft werden können; aber gesichert, für alle Zukunft gesichert, werden sie nur
durch nationale Bildung. Diese allein verheißt den freien Institutionen Be—
stand und Fortentwickelung. Was kann die freie Presse bei einem Volke wirken,
dem allgemeine Bildung mangelt? Wie können Offentlichkeit und Mündlichkeit
in der Rechtspflege gedacht werden ohne Teilnahme eines gebildeten Volkes?
Ohne wahre Volkserziehung, sagt ein deutscher Schriftsteller, ist selbst die beste
Verfassung eine papierene Windfahne, ein Zauberbuch, das nur Einzelne lesen
und verstehen können.
Die politische Entwicklung der Staaten hat daher das Bedürfnis klar
herausgestellt, in allen Ständen und Kreisen verständige und sittlich gebildete
Bürger zu haben; allgemeine Menschenbildung ist Nationalbedürfnis geworden.
Die Schule und ihre Lehrer zu heben, das ist heilige Pflicht der Regierungen,
und diese Pflicht haben sie nicht bloß um der Schule und ihrer Lehrer, nein, auch
um ihrer selbst willen. Ein Staat, der gute Schulen hat, braucht weniger
Soldaten, weniger Zucht- und Armenhäuser, geringeren Aufwand zur Gerichts—
pflege, und in Zeiten der Gefahr gibt die Bildung der Menge allein sichere
Bürgschaft für Ruhe und Ordnung.
Soll aber unser Schulwesen den Anforderungen der Zeit entsprechen, so
bedarf es einer gründlichen, durchgreifenden Reform. Wenn wir auch mit Dank
anerkennen müssen, daß im 19. Jahrhundert viel für das Volksschulwesen ge—
schehen ist, so müssen wir doch unumwunden erklären, daß in den letzten 2 Jahr—
zehenten bedeutende Rückschritte gemacht worden sind, und zwar am meisten von
Männern, welche die Regierung als die Leiter und Wächter der Bildung hinge—
stellt hat, die aber, ihre hohe Mission verkennend, statt die harmonische Entwick—
lung aller Menschenkräfte, eine einseitige religiöse Bildung zu erzielen strebten
und im Einverständnisse und unter Mitwirkung der Regierungsgewalt durch Ver—
ordnungen, Lehrpläne und Lehrbücher im Geiste ihrer Parteiansicht die Lehrfrei—
heit in einer Weise beschränkten, daß die Lehrer zu Maschinen herabgewürdigt
wurden. So kam es, daß Katechismus und Bibelsprüche als die einzigen Ge—
dächtnisübungen, die biblische Geschichte als der Hauptgegenstand der Volksschule
hingestellt wurden, daß Unterrichtsgegenstände, wie Geographie, Geschichte und
Naturwissenschaften, ja selbst der Unterricht in unserer Muttersprache vor so
bielem unnützen Gedächtnißkram zu Zwergen einschrumpften oder ganz aus den
Schulen hinausgetrieben wurden.
Nicht als ob wir das religiöse Element aus der Volksschule verdrängt sehen
möchten, nicht als ob wir der Umsicht und dem Eifer so vieler Schulbehörden
unsere dankbare Anerkennung versagen wollten; aber wir glauben unsere Stellung
eben so wenig, als die Bedürfnisse unserer Zeit zu verkennen, wenn wir die
dringende Bitte aussprechen, die Schule nicht ferner mehr als Anhängsel der
Kirche, sondern als ein selbständiges Institut zu betrachten, das Pädagogen und keine
Theologen zu Aufsehern habe, das vertreten werde bei Schulkommissionen und
Landtagen durch gebildete Männer ihres eigenen Standes. Sachkundige Männer
zu Vorgesetzten und Vertretern zu haben, welche die Unterrichts- und Erziehungs—
kunst praktisch erlernten, welche die zweckmäßigsten Methoden, Lehrbücher und
Lehrmittel aus Erfahrung kennen: das ist's, was der Volksschule not thut, wenn
sie ihr wahres Ziel: Menschen- und Nationalbildung erreichen soll.
Die Zeit fordert ferner eine gründlichere und umfassendere Berufsbildung der
Lehrer. Unsere Präparandenschulen verdienen den Namen von Lehranstalten nicht;
unsere Seminare können nach ihrer inneren und äußeren Einrichtung nicht denkende,
für das Leben brauchbare, für die Schule durchgebildete Jünglinge heranziehen; es
fehlen uns ferner noch zweckmäßige Fortbildungsmittel, Schulbibliotheken und
Lehrervereine. Ein Jugendbildner ohne Bildung ist ein Krieger ohne Waffen. Geben
Sie uns diese, und wir wollen freudig kämpfen für Gott und Vaterland.
Unsere Zeit fordert ferner, daß der Lehrer wie von geistiger, so auch von
äußerer Not frei werde. Wer kann bei Sorge und Trübsal, mit Hunger und