Objekt: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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wenn sie sich nicht taufen ließen. Viele Juden suchten ein Asyl in 
Nürnberg und fanden bei ihren bereits dort wohnenden Glaubensge— 
nossen gastliche Aufnahme, sowie vom Rate Schutz, wenigstens so lange, 
als der Rindfleisch mit seinen Mörderbanden noch ferne war. Kaum 
aber nahte dieser sich der Stadt, so brach auch hier unter dem Volke 
der schon lange glimmende Haß gegen die Juden in vollen Flammen 
aus. Saßen doch die Juden mitten in der Stadt; vom Markte aus, 
wo ihre Synagoge (an der Stelle der jetzigen Frauenkirche) stand, 
reihten sich ihre Häuser bis zum Zotenberg (em jetzigen Dötschmanns⸗ 
platzs); waren sie doch reich, und zählten die Vornehmsten und die Ge— 
ringsten zu ihren Schuldnern; kein Wunder, daß sie als Besitzende 
beneidet, als drängende Gläubiger gehaßt wurden. So kam es, daß 
auch Nürnberg ein Schauplatz des Mordes und der Bestialität wurde. 
Im ganzen sollen an hunderttausend Juden damals einem gräß⸗ 
lichen Tode zum Opfer gefallen sein. Nur die Stadt Regensburg 
schirmte wacker ihre Juden. Erst König Albrecht machte, als er nach 
Franken kam, dem Unwesen ein Ende. Er strafte die Anstifter und 
legte den Städten schwere Geldbußen auf. Dafür wurde ihm auch 
häufig der den Juden gewährte Schutz zum Vorwurf gemacht. Eine 
gleichzeitige Quelle sagt bitter und hönisch: „Er rächte tapfer den 
Mord der Juden an armen Landleuten und Bürgern, indem er sie 
demütigte und ihr Vermögen plünderte und andere Juden in die Städte 
setzte, wo die früheren ausgetilgt waren.“) 
Nach der zu Brugg im Aargau am 1. Mai 1308 geschehenen 
Ermordung des Kaisers Albrecht durch seinen Bruderssohn Johann von 
Schwaben (Parricida) und dessen Mitverschworene, blieb der deutsche Kaiser— 
thron fast sieben Monate erledigt. Zwei von den fünf hinterlassenen 
Söhnen Albrechts, Friedrich und Leopold, waren mündig und zur 
Krone wahlfähig; aber die Kurfürsten wollten nicht die Nachfolge des 
Sohnes auf den Vater und wählten am 27. November 1808 den 
Grafen von Luxemburg, der als Heinrich VII. den deutschen Thron 
bestieg. Er hielt 1809 Hof zu Nürnberg, zog im nächsten Jahre nach 
Italien, das alte Reichsrecht auszuüben, und —XVV 
Sireil mit den Guelfen 1812 zu Rom zum Kaiser gekrönt. 
Ihm verdankt die Stadt durch einen aus Pisa datierten kaiser⸗ 
lichen Erlaß vom 11. Juni 1318 ein sehr wichtiges Privilegium, auf 
das wir schon öfters zu sprechen gekommen sind, das wir aber hier 
am seiner Wichtigkeit willen doch noch einmal seinem Hauptinhalte 
nach mitteilen wollen. 
) S. Lindner, Theod., Deutsche Geschichte unter den Habsburgern und 
Luxemburgern, J. Bd. Stuttgart 1890, S. 128 f. 
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