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Er trotzte kühn des Winters rauhen Stürmen,
Doch vor dem Frühling konnt' er sich nicht schirmen.
Ihr kennt die Früchte, die der Baum getragen; —
Sie leben noch, wenn auch der Stamm gefällt,
Und werden künftigen Geschlechtern sagen,
Wie ihn geliebt, wie ihn geehrt die Welt.
Nur Einer durfte neben ihm noch ragen,
Mit ihm beherrschen das geweihte Feld; —
Doch er hat schon vom Keim, dem er entsprossen,
Der Sonne Gunst unwandelbar genossen. —
Des Lebens wilden Stürmen preisgegeben
War schon die Blüthe, als die Knospe sprang;
Doch muthig trat sie in das kalte Leben
Und trotzte kühn des rauhen Schicksals Drang.
Im Kampf und Ringen wuchsen Kraft und Streben,
Es übertönt den Sturm des Dichters Sang,—
Und um so kühner schlug er in die Saiten,
Mußt er dahin durch Nacht und Dunkel schreiten.
Wem klingt nicht aus der Jugend schönen Tagen
Noch in der Seele fort des Dichters Lied;
Wie Maienduft und Nachtigallenschlagen,
Wenn Frühlingsluft uns durch die Seele zieht?
Wem stählt es nicht die Brust zum frischen Wagen,
Wenn Thatendrang im Männerherzen glüht?
Was von des Dichters Leier je erklungen,
In alle Herzen ist es eingedrungen. —
Es klagt die Welt den Frühling an, den holden,
Daß er den Sänger von der Erde schied,
Der aus der ersten Blüthen zarten Dolden
Erstehen ließ sein wunderbares Lied;
Daß er ihm also undankbar vergolten,
Wird nimmer sie der schweren Klage müd:
Wo Alles stirbt, da ward er uns geboren,
Wo Alles lebt, da ging er uns verloren! —
Oeklaget nicht, daß er im Lenz geschieden,
In seines Geistes ungeschwächter Kraft,
Im vollen Schmucke seiner reichen Blüthen