Metadaten: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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großer Masse zu, die aber einige Zeit nach ihrem Tode im Jahre 
1515*) von ihren Enkeln, den Markgrafen Kasimir und Georg, den 
Söhnen Friedrichs IV., wieder fortgeschafft wurden. Die meisten 
scheinen ihre Zuflucht in Frankfurt am Main gefunden zu haben, 
nach Prag sollen nur einige wenige gekommen sein.*) 
Die Judenhäuser wurden noch im Juli 1498 von König Maxi⸗ 
milian um eine Summe von 8000 fl. an den Rat abgetreten, der sie 
wieder im einzelnen verkaufte. Der jüdische Friedhof wurde vernichtet, 
die Plätze an Nürnberger Bürger abgegeben, die jüdischen Leichensteine 
zu Gemeindebauten, namentlich für den Bau des großen neuen Korn— 
hauses (der späteren Waage) verwandt. An eingemauerten Steinen 
waren noch zu Würfel's Zeiten hier und da jüdische Grabschriften 
sichtbar, von denen sich bei näherem Nachforschen wohl auch noch heute 
manche auffinden ließen. Würfel erzählt auch von einem Hause in der 
Judengasse (alte Nummer 8. 1105) wo über einem Gewölbe ein Stein⸗ 
aufsatz mit hebräischer Schrift zu sehen war, von dem im Volksmund 
die Reime umgingen: 
„Der Judenstein ist geblieben, 
„Die Betrüger sind vertrieben 
„Aus diesem Hause, das ist wahr, 
„Im 1400 und neun und neunzigsten Jahr.“ 
Während man in Nürnberg mit der Ausschaffung der Juden so 
radikal verfuhr, hatten die auf das gleiche gerichteten Bestrebungen der 
Bewohner der Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, die seit 1515 
in den Brandenburgischen Landtagen ein gewisses gesetzmäßiges Organ 
fanden, weniger Erfolg. Die vertriebenen Nürnberger Juden mochte 
man freilich hier ebensowenig dulden als in den anderen Nürnberg be—⸗ 
nachbarten Territorien. Aber die eigenen Juden gänzlich zu vertreiben, 
dazu konnten sich teils die Markgrafen selber nicht entschließen, teils 
müssen ihre Mandate, wenn sie solche wirklich erließen, nicht überall die 
gebührende Beachtung gefunden haben. Jedenfalls wurden die Juden 
in den Markgrafschaften niemals gänzlich ausgerottet und seit dem 
Anfang des 17. Jahrhunderts wurde ihnen daselbst gesetzlich eine 
bleibende Stätte vergönnt. Namentlich der dicht bei Nürnberg gelegene 
Markt (gewöhnlich Hofmarkt genannt) Fürth wurde frühzeitig eine 
Heimstätte für die von einem Ort zum andern verjagten Juden. Schon 
1528 ließ Markgraf Georg der Fromme von Ansbach einen Juden, 
Namens Pärmann, wenn auch zunächst nur auf 6 Jahre daselbst zu.**) 
—59ie alte Markgräfin starb schon 1512. (gorts. folgt.) 
es) Würfel, a. a. O. S. 85. 
e Bei, Würfel, Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt 
Fürth, S. 2 heißt er anders, nämlich Männel, was vielleicht als Vorname aufzu⸗ 
fassen ist. Vgl. Haenle, a. a. O. S. 58, Anm. 3.
	        
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