Kaspars Selbstverwundung.
Frage (3): Wo ist diese Bestellung geschehen?
Antwort: Da herunten vor der Stiege, wo man in das
Appellationsgericht hinaufgeht (d. h. an einem öffentlichen Durch—
gaug.
Frage (4): Um welche Stunde wurden Sie bestellt?
Antwort: Zwischen 3 und 4 Uhr wurde ich in den Hof—
garten hinein bestellt, aber um 9 Uhr vormittags, wie ich in das
Appellationsgericht hineinging, kam der Mann.
Frage (5): Mit welchen Worten erfolgte denn die Bestellung?
Antwort: Warten Sie noch ein wenig, ich habe Schmerzen
auf der Brust.
338
Man hat dieser Äußerung zufolge die Vernehmung abgebrochen,
besonders da H. hierauf etwas irre sprach und, wie es schien, Herrn
Pfarrer Fuhrmann, der inzwischen kam, nicht kannte. Auch rief er:
Die Mutter)) will ich.“
Dazu bemerkt Meyer: „Nach meiner näheren Bekanntschaft mit
seinem Charakter konnte ich gleich anfangs keinen Augenblick über
den Thäter im Zweifel sein. Da er bei mir allen Glauben ver—
loren hatte, so zweifelte ich auch daran, ob später an demselben
Abende ein Delirium bei ihm auch wirklich eingetreten war, als er
ein solches zeigte. Die anscheinend geringe Wunde, seine bewiesene
Kraft nach der Verwundung machten mir ein solches unwahrscheinlich.
Ich erinnerte mich in dem Augenblicke daran, daß in Nürnberg nach
dem bekannten Mordversuche oft zwei Mann an ihm zu halten hatten,
und befürchtete, als er in meinem Beisein unter dem Rufe: „nach
Münken (München) — Münken — nach Münken! —“ aus dem
Bette sprang, er wolle nun einen ähnlichen Zustand ankündigen.
Darum nahm ich keinen Anstand, ihn jetzt im ernsten Tone zu fragen:
was er denn eigentlich vorhabe, ob er sogleich in sein Bett, in welches
er gehöre, zurückkehren wolle — und ihm nachdrücklich zu raten, daß
er keine weitern Umstände machen möge. Ich wollte mir über diese
Strenge später Vorwürfe machen. Allein, wenn ich in Erwägung
zog, daß er dieselbe nicht fühlte, wenn er den Schritt wirklich im
Gemeint war Frau Kitzinger, Lehrer Meyers Schwiegermutter.