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öfter mufs daher der Ausgleich, welcher die Leitung darstellt, erfolgen,
und damit wächst der Widerstand.
Umgekehrt verhält es sich jedoch mit dem Querschnitt. Je gröfser
dieser wird, desto mehr Energie häuft sich bei einmaliger Ladung auf
demselben an, so dafs die Übertragung einer bestimmten Elektrizitätsmenge
dadurch verhältnismäfsig erleichtert wird, indem der Ausgleich in der
Längsrichtung des Leiters entsprechend seltener erfolgt.
Die flüssigen Leiter sind nun zweierlei Art, mit ganz verschiedenem
Leitungsmechanismus.
Zu der einen Gruppe gehören das Quecksilber, sowie die geschmolzenen
Metalle und Salze, während die andere Abteilung die Lösungen von Salzen
oder Elektrolyten umschliefst.
Sämtliche Metalle im Schmelzflufs und ein Teil der geschmolzenen
Salze leiten die Elektrizität gleich den Festkörpern und zwar wegen der
ihnen eigentümlichen hohen inneren Reibung und Oberflächenspannung.
Ruft man an einer Stelle Oberflächenspannungsverminderung durch Aus-
einanderrücken der Teilchen mit Hilfe eines positiv geladenen Körpers
hervor, so verbreitet sich diese Energiezufuhr — wenn auch nicht momentan,
sondern allmählich über die ganze Schmelze. Die Hervorbringung einer
Oberflächenspannungsverminderung hat aber als Voraussetzung, dafs die,
unter der Oberflächenschicht gelegenen Teilchen keine vollkommen freie
und leichte Beweglichkeit besitzen, da sonst diese Teilchen der sich ent-
fernenden Oberflächenschicht im früheren Abstand folgen und dadurch nur
ein Vorrücken des ganzen flüssigen Körpers, nicht aber eine Oberflächen-
spannungsverminderung bewirken würden. Zur Ausbreitung der Ladung
über die ganze Schmelze ist aber die Möglichkeit des Wegrückens der
Oberflächenschicht nötig und zwar auf Grund der hohen inneren Reibung
der Schmelzen. Der andere oben geschilderte Fall des Nachrückens der
ganzen Flüssigkeit bei einer Zugwirkung auf die Oberfläche tritt nur bei
Lösungen infolge ihrer leichten Beweglichkeit ein. Dabei bleibt der Ab-
stand der Lösungsteilchen nach wie vor der gleiche, eine normale Leitung
wie bei Festkörpern ist nicht möglich, und es ist, wenn Strom ent-
stehen soll, das Vorhandensein eines Elektrolyten unbedingt notwendig.
Während z. B. ganz reines Wasser keine Leitfähigkeit besitzt, ergiebt
sich sofort eine solche, wenn ‘auch nur eine Spur eines Elektrolyten zu
vyesetzt wird.
Bevor dem Mechanismus der Übertragung von Elektrizität in Lösung
näher getreten werden kann, mnfs die Beeinflussung des gelösten Körpers
durch das Lösungsmittel noch etwas genauer betrachtet werden, als es in
Kapitel IV möglich war.
Zunächst wird hier nur von verdünnten Lösungen die Rede sein,
also von Lösungen, bei welchen das Lösungsmittel der Menge nach im
grofsen Überschufs gegenüber dem gelösten Elektrolyten vorhanden ist