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und Helmdecken Nürnberger Patrizierfamilien, die Ritter
selbst, wie ihre Pferde, die sie bedienenden Knechte, die
Herolde u. s. w. und das ausserhalb der Schranken stehen—
de Volk sind weiß angestrichen. Das ganze an Gestalten
reiche Relief würde noch mehr gewinnen, wenn man es
bequemer betrachten könnte. Die Kamine an diesem Cor—
ridor sind mit Reliefs von Abraham Graß und mit andern
Stukkaturarbeiten verziert.
Vor Zeiten waren auf dem Rathhause viele Gemälde
in verschiedenen Gemächern aufgehäuft, welche aber größ—
tentheils eine andere Verwendung erhielten, weßhalb auch
die Kunstschätze daraus entfernt wurden. Gegenwärtig sind
noch die beiden Säle der Aufmerksamkeit Aller sehr zu em—
pfehlen. In dem großen im Jahr 1824 wieder restaurir—
ten (die Gemälde durch Pereira und Rohrig) suchen sich
Schönheit, Merkwürdigkeit und geschichtliche Erinnerungen
den Rang streitig zu machen und man wird, mitten innen
stehend, in diesem unsichtbaren Kampfe, dessen Nähe aber
so fühlbar ist, wunderbar ergriffen werden. Von zwei Din—⸗
gen kann man indeß unangenehm berührt werden, 1) daß
das von Peter Vischer gefertigte mit Reliefs von Laben—
wolf gezierte Bronzegitter, das ehedem einen Theil des
Saales (gegen die Sebaldkirche hin), abschnitt, so leichtsin—
nig als alter Metallwerth verkauft wurde (es soll nach
Italien gewandert seyn), 2) daß man in dem Saale ein
modernes Orchester aufgeschlagen hat, welches sein alter—⸗
thümlich feierliches Ansehen sehr beeinträchtigt.
Der Saal hat eine Größe von 80 Fuß Länge und
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