Objekt: Gebete – Nürnberg, STN, Cent. VII, 65

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„Zur Bas?“ Rose lachte. „Ich geh' net fort, 
ich bleib'.“ 
„Du gehst! Die Polizei —“ 
„Ach wo, die Polizei! Was kann die mir!“ 
„Was mit einer Landstreicherin tut, die's ob— 
dachlos find'.“ 
„Obdachlos? Ich hab' ein Dach überm Kopf.“ 
„Von heut abend ab nimmer. Das schwör' ich 
Dir! Bild'st Dir ein, ich will in meine alten Tag' 
noch mein Brot verlieren wegen so einer wie Du? 
Was gehst' mich an? Also marsch, sag' ich Dir.“ 
„Ich geh' net.“ 
Rose bebte vor Wut und Zorn. 
„So? Hinausprügeln werd' ich Dich, wenn 
Du net freiwillig gehst. Himmel sackerment, Du 
störrischer Aff' Du!“ 
Und blaurot vor Wut drohte der Alte jetzt 
schon mit einem Knüttel, der am Herd lehnte. 
„So derschlag' mich doch lieber gleich!“ schrie 
Rose. Dann aber lief sie hinaus, hinauf die 
Schneckentreppe, in den kleinen Winkel. Und dort 
saß sie zusammengekauert den ganzen Tag. 
Aber als es Abend wurde, da kam sie mit 
ihrem Bündel die Treppe herab. Der Turmwart 
saß am Herd, den Kopf aufgestützt. 
Mit schwerer Hand hatte er mühsam einige 
Worte an die Bas zusammengekritzelt. Den Zettel 
langte er Rose hin. 
„Nein, zu Eurer Bas geh' ich so wenig wie 
ins Spinnhaus. Find' schon selber mein' Weg.“ 
Und trotzig verließ Rose die Burg und die Stadt.
	        
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