Denkwürdige Vorfälle.
1. Januar 1926. Errichtung des Jugendamtes. Am J. Januar 1926 trat in
Bayern das Reichsgesetz für Jugendwohlfahrt vom 9. Juli 1922 in Kraft. Für die Stadt
Aürnberg war infolgedessen ein Stadtjugendamt zu bilden, dessen Zusammensetzung und
Seschäftsgang durch eine in der Stadtratssitzung vom 30. September 1925 genehmigte Satzung
geregelt wurde. Am 24. März 1926 fand die erste Sitzung des Jugendamtes statt. Den Vorsitz
führte Oberbürgermeister Dr. Luppe, der als städtischer Amtsvorstand zugleich auch gesetzlicher
Leiter des Jugendamtes ist. In seiner Begrüßungsansprache wies er darauf hin, daß die
Tatsache, daß im Jugendamt sowohl Vertreter des Stadtrats als auch Vertreter der freien
Vereinigungen für Jugendwohlfahrt und Jugenobewegung gleichberechtigt nebeneinander sitzen,
ein Sinnbild der Schicksalsgemeinschaft unseres Volkes sei. Er betonte, daß das Ziel der
Arbeit eines Jugendamtes nur erreicht werden könne, wenn die öffentliche und private Für—
orge vertrauensvoll zusammenarbeiteten. Hierauf fand die Verpflichtung der neuen Mitglieder
zurch den Vorsitzenden statt.
13. Januar 1926. Ersffnung der Straßenbahnlinie von Herrnhütte nach
Ziegelstein.
19. Januar 1926. 350. Todestag Hans Sachsens. Aus diesem Anlaß legte die
Stadt am Denkmal einen Lorbeerkranz mit einer Schleife in den Stadtfarben nieder. Eine
Hans⸗Sachs-⸗Feier veranstaltete die „NAürnberger Nothilfe“ am 19. und 20. Januar in der
Katharinenkirche. Zur Aufführung gelangten Hans-Sachs-Spiele mit einem Rahmenspiel,
das aus Anlaß dieser Feier von Dr. Heinz Schauwecker verfaßt wurde. Die Aufführung
wurde von der Deutschen Volksbühne unter Leitung des Apothekers Bernhard Ringler be⸗
stritten. Im Alten Stadttheater kamen ebenfalls Hans-Sachs-Spiele zur Darstellung. Im
Kupferstichtabinett des Germanischen Nationalmuseums war eine Hans⸗Sachs⸗Ausstellung
zu sehen.
3. Februar 1926. Kundgebung zur Befreiung Kölns von der Besatzung.
Zu Beginn der Stadtratssitzung vom 3. Februar hielt Bürgermeister Treu anläßlich der in der
Jacht vom 31. Januar zum J. Februar erfolgten Befreiung der Stadt Köln, sowie der ganzen
ersten Zone des besetzten Gebietes von den fremden Truppen eine kurze Ansprache. Er pries
eindringlich die in der Notzeit vom Kheinland so vorbildlich bewiesene Treue und sprach den
Wunsch und die Hoffnung aus, daß die Befreiungsstunde auch für die beiden übrigen be⸗
setzten Gebietszonen möglichst bald schlagen werde und möglichst bald der Zeitpunkt komme,
wo der letzte fremde Soldat den deutschen Boden verlassen habe. Am Schlusse seiner Aus⸗
führungen brachte Bürgermeister Treu folgendes Glückwunschtelegramm zur Verlesung, das
der Ältestenausschuß am gleichen Cage an die Stadtverwaltung von Köln zu richten be—
schlossen hatte:
„Der Stadtrat Nürnberg entbietet aus seiner heutigen Sitzung der Stadtverwaltung
Köln und zugleich der ganzen rheinischen Bevölkerung einstimmig die herzlichsten Glück—
wünsche zur Wiedererlangung ihrer politischen und wirtschaftlichen Freiheit.“
Die Staͤdträte hatten sich von ihren Plätzen erhoben und nahmen die Worte mit
Beifall auf. Das Glückwunschtelegramm wurde einmütig gutgeheißen.
17. Februar 1926. Neue Wohnungssiedlung in Weigelshof. Auf der südlichen
Seite der Gdenberger Straße, dem Barthschen Park in Weigelshof unmittelbar gegenüber,
ist in den letzten Monaten eine neue Wohnungssiedlung entstanden, die sowohl durch ihre
Gesamtanlage als durch die Anmut der einzelnen Bauten das Auge des Beschauers gefangen
nimmt. Es ist die Villenkolonie Weigelshof, die aus 10 Einfamilienhäusern besteht und
durch ihre freie Lage auch in gesundheitlicher Hinsicht als Muster einer städtischen Wohnungs⸗
siedlung betrachtet werden kann. Vom Stadterweiterungsamt Nürnberg stammt der groß—⸗
zügige Gedanke, in dieser städtebaulich besonders bevorzugten Tage, eine Siedlung für den