Metadaten: Die neue Zeit

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Hünnebach lachte. „Unser Pfarrer Bock ist für 
die Einfalt im sauberen Sonntagshabit!“ 
„Ach was, sauberes Sonntagshabit — hab' 
Arme genug, aber die kenn' ich, sind keine Land— 
streicher, keine Tagediebe.“ 
„Da gibt es nun Arbeit für den Herrn Vikar,“ 
meinte Rolttmann. „Sie müssen doch auch für den 
Winter Fürsorge treffen.“ 
„Der Vikar? Hat keine Zeit, muß den halben 
Tag Kaufmannskinder unterrichten, den andern halben 
Tag mit seinem Herrgott hadern. Was die Für— 
sorge betrifft für den Winter, so kenn' ich den Weg 
durchs Tor in die Stadt und werde ihn denen 
weisen, die Fürsorge brauchen.“ 
„Aber, Herr Pfarrer, soll das heißen —?“ rief 
ärgerlich Ritter. 
„Ich bin der Pfarrer von Sankt Johannis 
und der Seelsorger für meine Gemeinde und für 
die steh' ich ein. Aber das zugezogene Volk, der 
Sauerteig, der mir Gärung in meine Gemeinde 
bringt, den weis ich dahin, wo er kein Unheil mehr 
anrichten kann, wo es schon Sauerteig genug gibt; 
uns sollen sie ungeschoren lassen.“ 
Feldmann schüttelte den Kopf. „Pfarrer, 
Pfarrer! Ihr habt eine gar böse Meinung von 
unserer Stadt.“ 
Ritter beugte sich zu Rottmann und fragte 
leise: „Von welchem Vikar ist die Rede?“ 
Rottmann antwortete: „Von Gotthold Weber, 
Vikar von Sankt Johannis. Er ist ein kluger Kopf, 
paßt aber kaum in sein Habit, wenigstens nicht nach 
Sankt Johannis an die Seite des Pfarrers Bock.“ 
„Was soll es heißen, daß der Pfarrer so giftig
	        
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