Durch die Via mala,
i
Nun komme ich nach Andeer mit einem
freundlichen Kirchlein am Eingange, mit den
grünen Rheinwellen, den Wäldern zur Seite, den
Gletscherbergen im Hintergrunde ein HKebliches
Alpenbild.
Hinter Andeer ‘steigt die Strasse nach der
Bärenburg mit gleichnamigen Hofe empor. Wie
ein verlassnes Geiernest hängt sie an den Ufer-
felsen des Rheinkindes. Ueber dem morschen
Mauerwerk wuchern Dornen und Disteln, als sei
ein Fluch der geknechteten Volksseele aus trüber
Zeit in Erfüllung gegangen. Nur mühsam windet
sich die Strasse hindurch. Keines Vogels Lied,
kein Menschenlaut! Unheimlich still! Da öffnet
sich die Thür einer dunklen Osteria, ein Mädchen,
aus dessen Augen die Glut des Südens hervor-
leuchtet, das helle Tüchlein über dem Kopf, tritt
heraus. Zierlich eilt es zum plätschernden Brunnen,
den Krug zu füllen, und schon schliesst sich
wieder die Thür im rostigen Schloss, und alles ist
wieder still.
Es geht nun immer höher die. alte Splügen-
strasse hinauf. Auf den Wiesen blühen, blass wie
der Tod, die Herbstzeitlosen, auf felsigen Trümmern
zierliche Bergnelken.
Nun senkt sich die Strasse wieder zum Rheine
hinab. An der Wand, wo das Wasser nieder-
sprüht, haben Moos und Farren sich angesiedelt