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waren, so mögen sie für den lernenden Künstler vorzügliche Vorbilder
gewesen sein. Eine authentische Nachricht darüber fehlt. Daß
die Passionsbilder Dürers mit den Werken Kraffts verwandt sind,
wird noch nachgewiesen werden. Künstlern, denen es versagt war,
selber gut zu komponieren, haben diese Steinbilder als willkommene
Vorlage gedient, die sie veränderten oder gar kopierten. Das Büchlein
mit dem Titel:
„Die maynung diß büchleins,
die geystlich straß bin ich genant
Im leyden Christi wohl bekant .. ..,)
lehrt dies. Es enthält siebzehn Holzschnitte, Scenen vom Ab—
schied Christi von seiner Mutter an, der er seine Leiden offenbart hat,
bis zur Grablegung. Alle Bilder, die man sich als Reliefs zu denken
hat, sind auf Pfeilern angebracht, die von einander verschieden verziert
sind. Die vier Kreuztragungen darunter haben viel Ähnlichkeit mit
den ersten vier Stationen Kraffts; dazu dieselbe Reihenfolge, dieselben
sompositionen, nur daß weniger Personen verwendet und diese in um—
gekehrter Anordnung gezeichnet sind. Wenn die Beweinung weniger an
Kraffts Vorbild erinnert, so verlangt das letzte Bild, die Grablegung,
entschieden die Holzschuhersche Gruppe (Tafel J. 2) als Vorbild. Der
ganze Vorgang ist durch fünf Gestalten gegeben. Die beiden, welche
Thristus in das Grab legen wollen, sind in ähnlicher Haltung ge—
zeichnet, auch hier in umgekehrter Anordnung. Hierin jedoch Original⸗
zeichnungen oder Skizzen Kraffts, die der Zeichner benutzt habe, er—
kennen zu wollen, wie das Mayer in seinem Lexikon der Mono—
grammisten möchte, wäre wahrlich zu viel! Der Künstler der Holz⸗
schnitte konnte die Reliefs ja alle Tage vor Augen haben, nach ihnen
skizzieren und mit Abweichungen seine Holzschnitte anfertigen.
Aeuntes RKapilel.
Nach der Arbeit an der Landauerschen Krönung Mariä folgen
einige Jahre, aus denen uns kein Werk Kraffts erhalten ist; dafür
sind wir aber vom Jahre 1499 ab im Besitze mehrerer Urkunden, die
) gedruckt und vollendt in der kayserlichen Reichsstadt Nürnberg durch Jobst
Gutknecht 1521.