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finden. Jeder einzelne Austausch benötigt aber eine bestimmte Spannung,
die verloren geht und als Wärme in der Lösung angehäuft wird. Der
Energieverbrauch in der Lösung selbst hat, ebenso wie bei festen Leitern,
direkt keinen Einflufs auf die an der Anode durch Ausscheidung ver-
brauchte und an der Kathode wiedergewonnene Energie.
Zum Schlusse soll auch noch der sogenannten Jonenwanderung kurz
Erwähnung gethan werden. In Müller Pouillet Lehrbuch der Physik”) ist
der Nachweis enthalten, dafs durch geladene Elektroden in einem, durch
eine halbdurchlässige Wand getrennten, mit gleicher Flüssigkeit gefüllten
Raum, auch ohne merkliche Zersetzung, ein osmotischer Druck entsteht
und zwar auch zwischen ganz einheitlichen Flüssigkeiten, wie z.B. Wasser
und Wasser. Da dieser Druck oder Zug von der Anode zur Kathode geht,
so ist der Schlufs berechtigt, dafs am positiven Pol die Oberflächenspannung
geringer ist, als am negativen Pol und dafs daher ein Zug seitens der
Kathode ausgeübt wird, dem kein gleich grofser, sondern ein kleinerer
von Seite der Anode gegenübersteht. Diese Annahme deckt sich nun
ohne weiteres mit der Behauptung, dafs Potentialerhöhung Oberflächen-
spannungsverminderung ist; denn die Osmose erfolgt ja entsprechend der
Oberflächenspannungsdifferenz.
Das Gleiche hat aber auch für die Diffusionsvorgänge Giltigkeit.
In Ostwalds Lehrbuch der allgemeinen Chemie **) findet sich
Stelle :
die
»Das Problem der Bestimmung der Diffusionskonstante ist von
F. H. Weber mit Hilfe eines neuen Mefsprinzips gelöst worden.
Tauchen zwei Zinkplatten in zwei verschieden konzentrierte Lösungen
von Zinksulfat ein, die unter sich durch eine poröse Wand oder der-
sleichen in Verbindung stehen, so entsteht zwischen den Platten eine
elektromotorische Kraft, die bei geringem Konzentrationsunterschied
diesem selbst proportional ist.« ....
»Die elektromotorische Kraft, welche zwischen beiden Platten ent-
stand, war ein Mafs des Konzentrationsunterschiedes; wie dieser sich
allmählich durch Diffusion ausglich, nahm die elektromotorische
Kraft ab.«
Mit diesen Sätzen wird nach der früher gegebenen Auffassung des
Potentialunterschiedes als osmotischer Druck zwischen zwei Leitern nur
gesagt, dafs die elektromotorische Kraft und bei gleichem Widerstand auch
der Potentialunterschied direkt proportional dem Unterschied der Ober-
flächenspannungsgröfse an beiden Zinkplatten ist. Mit anderen Worten:
Die konzentrierte Lösung übt auf die Zinkplatte eine stärkere Anziehung
aus, als die verdünnte Lösung und erzeugt dadurch ein höheres Potential,
das sich in Form von Strom auf die andere Zinkplatte überträgt.
*) Ostwald Lehrbuch. 2. Aufl. I. 681.
k) Müller Pouillet Phvsik. 9. Aufl. III. 566.