Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. 11. 107
Nun bin ich doch der größte Narre,
Der je gelebt in unsrer Pfarre,
Daß ich verkauft die eigne Kuh.
Der Bettelwirt spricht:
Der Schurke stiehlt wohl noch dazu
Auch mir den Mantel, Schüssel, Kanne!
Der Bauer spricht:
Ja, des versieh dich von dem Manne.
Nie siehst du wieder deine Sachen!
Er wird sich aus dem Staube machen
Und kommt auch ganz gewiß nicht wieder.
Der Bettelwirt spricht:
Die Straßen lauf' ich auf und nieder,
Und treff' ich ihn und will sich's machen,
Nehm' ich ihm ab all meine Sachen;
Ich will ihn mit dem Prügel schlagen
Und vor dem Richter ihn verklagen,
Käm' er gleich in die Schergenstube
Wie schon so mancher lose Bube.
Hängt man ihn gleich, mir liegt nichts dran!
Ich laufe! Warte, lieber Mann.
(Er läuft weg.)
Der Bauer spricht:
Lauf' hin! Ich könnt' es wohl beschwören,
Ihr beide seid ganz gleich an Ehren,
Der Hehler ist dem Diebe gleich.
Ihr teilt das Geld nun unter euch
Und jeder kriegt zwei harte Thaler;
Ich aber bin der dritte Zahler,
Nahm einen Thaler ganz für mich:
Ich löste sechs — fünf sagte ich,
Und einen schenkt' er mir zum Lohn:
Zwei Thaler hab' ich so auch davon.
So hat zwei Thaler denn ein jeder,
Wir alle drei sind nicht sehr bieder,
Der Wirt taugt nichts, wie seine Gäst',
Es sind die Vogel wie das Nest.